EU: Umstrittene Aktion gegen Bootsflüchtlinge startet
Heute beginnt auf
dem Mittelmeer die EU-Aktion „Nautilus“ – Such- und Rettungsboote patrouillieren vor
den Küsten Maltas und Lampedusas, um Flüchtlingsboote aufzuspüren und gegebenenfalls
wieder abzudrängen. Seit Jahren nehmen die Flüchtlingsströme aus Afrika zu, immer
wieder kommen Menschen dabei zu Tode – erst kürzlich waren 25 Schwarzafrikaner von
dem maltesischen Suchboot „Melitta 1“ gerettet worden. Wir haben mit Rupert Neudeck
gesprochen, dem Gründer des Flüchtlingskomitees Cap Anamur und Vorsitzenden des Friedenskorps
„Grünhelme“ gesprochen. Von „Nautilus“ hält er nichts:
„Man kann nicht eine
Aktion gegen Flüchtlinge machen. Das ist der erste große Geburtsfehler dieser Aktion.
Und die europäische Union macht diesen Fehler schon zum wiederholten Male. Sie ist
der Überzeugung, dass man gegen eine Völkerwanderung, die das ja ganz offenbar darstellt
in Afrika mit Task-Forces oder mit Marine-Einheiten im Mittelmeer vorgehen könnte.
Oder durch die Erhöhung von Zäunen in Ceuta und Melilla. Das alles kann man tun, aber
es wird nichts nützen, nicht den Druck, den Europa auf seinen Grenzen hat, auch nur
annähernd beiseite schaffen.“
Ob „Nautilus“ etwas bringt? Neudeck:
„Diese
Aktion bringt vielleicht etwas, indem die Marinesoldaten, die auf diesem maltesischen
Schiff Melitta 1 gewesen sind, gezwungen waren, wahrscheinlich auch gerne gezwungen
waren, Menschen aus Seenot zu retten. Das ist natürlich etwas, das im Zweifelsfall
als Nebenprodukt einer solchen Aktion erfreulich ist. Aber das Problem von Millionen
von jungen Leuten, die mit geballten Fäusten durch Afrika gehen noch Norden und nach
Westen, dieses Problem schafft man überhaupt nicht aus der Welt. Europa muss wirkliche
eine ganz neue Strategie entwickeln. Allerdings hat man noch nicht einmal in Ansätzen
darüber nachgedacht, wie das sein könnte!“