Verhandlungskrimi
in Brüssel mit Happy-End. So könnte man den Sitzungsmarathon bezeichnen, bei dem sich
die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union vergangene Nacht auf einen
neuen Grundlagenvertrag als Ersatz für die gescheiterte Verfassung geeinigt haben.
Jetzt ist klar: Die Stimmengewichtung nach der Mehrheit der Staaten und der Bevölkerungszahl
wird nicht 2009, wie es die Verfassung vorsah, und auch nicht 2020, wie es die Polen
verlangten, sondern 2014 in Kraft treten. Die Einigung wurde mit Erleichterung aufgenommen,
auch von unserem Redaktionsleiter, P. Eberhard von Gemmingen SJ:
„Ich muss
sagen, Kanzlerin Merkel war die stärkste von diesen Männern und bin sehr zufrieden.
Ich bin natürlich traurig, dass es zu einer psychologischen Spannung zwischen Deutschland
und Polen gekommen ist, denn die deutsch-polnische Beziehungen sind natürlich heikler
als andere.“
Diese Einigung ist, so Pater von Gemmingen, wichtig – gerade
mit Blick auf die gescheiterte Verfassung:
„Ich glaube, die ganze EU ist
wirklich eine Erfolgsgeschichte: Dass so ein Kontinent, wenn auch klein und mit vielen
Ländern, zusammenwächst ist wichtig, denn ein Krieg innerhalb der europäischen Staaten
ist heute praktisch nicht mehr möglich. Außerdem ist es wichtig, dass die EU nicht
stehen bleibt. Vielleicht wurden einige Schritte in der Vergangenheit zu rasch gemacht,
27 Mitglieder bei denen alle ein Veto einlegen können, ist schon schwierig. Auch sind
die Unterschiede immer noch sehr groß, manche Staaten wollen mehr, andere weniger
von ihrer Souveränität aufgeben. Wichtig ist, dass auch die Bürger mitgenommen werden,
das heißt, dass auch Europa eine Art Seele bekommt! Hier ist eben die große Aufgabe,
bei der Europäische Einigungsprozess die Kirchen berührt. Die Kirchen setzen sich
ein für ein Europa des Friedens, das sich für die Ärmeren einsetzt, damit Europa solidarisch
ist und die Kultur Europas nicht untergeht, die ganz wesentlich vom Christentum geprägt
wurde.“