Ordensmänner und -frauen:
Es gab sie früher in fast jeder Pfarrei, und auch heute bestimmen sie noch das Klischee
der katholischen Kirche. Allerdings: Der Nachwuchs wird spärlicher, deswegen sehen
sich immer mehr Gemeinschaften dazu gezwungen, Klöster aufzuheben und sich Gedanken
über die Zukunft ihrer sozialen Einrichtungen oder Schulen zu machen. In Vallendar
bei Koblenz hat nun die Mitgliederversammlung der im vergangenen Jahr neu gegründeten
„Deutschen Ordensobernkonferenz“ (DOK) stattgefunden.
***
Dass das
Ordensleben zum Aussterben verurteilt ist, das glauben die über 250 Äbtissinnen und
Äbte, Provinziale und Regionaloberinnen nicht, die sich jetzt in Vallendar getroffen
haben. Im Gegenteil: Ordensleute haben auch in Zukunft Wichtiges beizutragen! Über
30.000 Ordensfrauen und -männer in Deutschland leben und arbeiten in Deutschland:
Der Bedarf an solchen „Sinnsuchern“ werde sogar größer, meint der Abt von Meschede
Dominicus Meier:
„Ich denke, viele Menschen suchen nach einem Lebenssinn.
Da ein Ort zu sein, wo man Glaube erfahrbar machen kann, an denen Glaube gelebt wird.
Und ich glaube, da sind zunächst Ordensgemeinschaften Zentren, die das im Alltag leben,
die konkrete Gemeinschaft, also ein Ordensleben, das in der Begegnung konkret wird.
Das heißt also nicht immer auf das Negative schauen, auf den ausbleibenden Nachwuchs,
sondern jetzt in dieser Zeit diese Verheißung zu leben, das Leben in Fülle zu haben.“
Kürzlich
hatte die Deutsche Bischofskonferenz ein Dokument veröffentlicht mit dem Titel „Gemeinsam
dem Evangelium dienen“ – es ist das Ergebnis eines mehrjährigen Konsultationsprozesses
zwischen Orden und Bischöfen. Warum ein solches Papier? Abt Dominicus sagt…
„…Eindruck
der Ordensleute bisher war, dass in kirchlichen Landschaften wir wahrgenommen wurden,
aber zu aktuellen Themen nicht mehr befragt wurden, sodass es vor einigen Jahren eine
Überschrift gegeben hat: „Orden und Ortskirche: Ein spannendes Verhältnis“. Aus unserer
Sicht waren wir eher ausgespannt, wenn es konkret wurde und um die Umsetzung von arbeitsrechtlichen
Fragen ging. Es hat auch immer wieder angespannte Diskussionen im Miteinander
gegeben.“
Nicht zuletzt ein Zukunftsgespräch, das im Februar in Würzburg
stattgefunden hatte, konnte das Verhältnis wieder ins Lot bringen:
„Wir
haben uns sicherlich in Erinnerung gerufen, und Gott sei Dank haben die Bischöfe auch
gehört. Und uns ist auch ein Anliegen, in der nächsten Zeit das Gemeinsame herauszustellen
und uns wirklich den Fragen zu stellen.“
Denn nicht nur Grundsätzliches
steht an, sondern auch ganz praktische Probleme drängen zur Zeit: So beispielsweise
die nach dem spezifisch christlichen Profil von Ordensschulen und -krankenhäusern:
„Wir
müssen gerade im Hinblick auf unsere Dienstgeberfunktion der Ordensgemeinschaften
mit der Deutschen Bischofskonferenz eine Sprache sprechen, damit nicht all das, was
an sogenanntem ‚Dritten Weg’ in Deutschland existiert, plötzlich kippt und wir diesen
Sonderweg der Eigengestaltung von Arbeitsverträgen nicht mehr durchführen können.
Mir müssen die Gewerkschaften hineinholen in die Kriterien unserer Arbeitsverträge
– und hier ist im Miteinander etwas zu regeln…“
100.000 Menschen sind bei
den Orden in Deutschland angestellt, nun soll ein gemeinsames Tarifwerk mit den Bistümern
und der Deutschen Caritas angestrebt werden. Für Abt Dominikus ist daher völlig klar:
„Wir
können als Orden hier nicht einen anderen Weg gehen, weil hier dann gegenüber der
Politik Außenstehenden nicht mehr verstanden wird, ‚Was ist katholische Kirche?’ ‚Gehören
die Orden dazu, ja nein?’ Hier bricht etwas vom Selbstverständnis dann auf, wo wir
uns ja auch verorten wollen: Wir sind katholische Kirche und wir lassen uns nicht
als deutsche Ordensoberenkonferenz und Bischofskonferenz auseinander dividieren, wir
suchen hier eine Sprache.“
Ein Detail: Seit der Gründung
der DOK sind Ordensfrauen und -männer unter einem Dachverband vereint. Vorsitzende
ist nicht ein Pater, sondern… Die Heiligenstädter Schulschwester Aloisia Höing SMMP.
Das, so Abt Dominikus….
„…war bei dem Zusammenschluss der verschiedenen
Ordensvereinigungen im letzten Jahr in St. Ottilien ein deutliches Votum, ein Zeichen
auch in die Zeit und in die Kirche hinein, eine Vorsitzende zu wählen. Und ich glaube,
Sr. Aloisia hat auch die Rückendeckung aller Männer, aller Äbte, die in dieser Vereinigung
sind. Und ich glaube, dass wichtig ist, uns nicht auseinanderzudividieren, sondern
zu sagen ‚Miteinander können wir die Sprache ergreifen und gemeinsam dem Evangelium
dienen’.“
Eine kleine Revolution in der Kirche? Das nicht, aber fortschrittlich
durchaus, meint der Abt von Meschede:
„Das sind Orden oft gewesen, dass
sie ein wenig vorausschauend in der Kirche waren, Veränderungen vorgenommen haben,
die dann im Nachzug in der Kirche auch eine Strukturveränderung bewirkt haben. Diese
Hoffnung haben wir dann immer, dass wir Orden etwas bewirken können.“