2007-06-22 16:28:17

D: Orden, „Die Zukunft mitgestalten“


RealAudioMP3 Ordensmänner und -frauen: Es gab sie früher in fast jeder Pfarrei, und auch heute bestimmen sie noch das Klischee der katholischen Kirche. Allerdings: Der Nachwuchs wird spärlicher, deswegen sehen sich immer mehr Gemeinschaften dazu gezwungen, Klöster aufzuheben und sich Gedanken über die Zukunft ihrer sozialen Einrichtungen oder Schulen zu machen. In Vallendar bei Koblenz hat nun die Mitgliederversammlung der im vergangenen Jahr neu gegründeten „Deutschen Ordensobernkonferenz“ (DOK) stattgefunden.

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Dass das Ordensleben zum Aussterben verurteilt ist, das glauben die über 250 Äbtissinnen und Äbte, Provinziale und Regionaloberinnen nicht, die sich jetzt in Vallendar getroffen haben. Im Gegenteil: Ordensleute haben auch in Zukunft Wichtiges beizutragen! Über 30.000 Ordensfrauen und -männer in Deutschland leben und arbeiten in Deutschland: Der Bedarf an solchen „Sinnsuchern“ werde sogar größer, meint der Abt von Meschede Dominicus Meier:

„Ich denke, viele Menschen suchen nach einem Lebenssinn. Da ein Ort zu sein, wo man Glaube erfahrbar machen kann, an denen Glaube gelebt wird. Und ich glaube, da sind zunächst Ordensgemeinschaften Zentren, die das im Alltag leben, die konkrete Gemeinschaft, also ein Ordensleben, das in der Begegnung konkret wird. Das heißt also nicht immer auf das Negative schauen, auf den ausbleibenden Nachwuchs, sondern jetzt in dieser Zeit diese Verheißung zu leben, das Leben in Fülle zu haben.“

Kürzlich hatte die Deutsche Bischofskonferenz ein Dokument veröffentlicht mit dem Titel „Gemeinsam dem Evangelium dienen“ – es ist das Ergebnis eines mehrjährigen Konsultationsprozesses zwischen Orden und Bischöfen. Warum ein solches Papier? Abt Dominicus sagt…

„…Eindruck der Ordensleute bisher war, dass in kirchlichen Landschaften wir wahrgenommen wurden, aber zu aktuellen Themen nicht mehr befragt wurden, sodass es vor einigen Jahren eine Überschrift gegeben hat: „Orden und Ortskirche: Ein spannendes Verhältnis“. Aus unserer Sicht waren wir eher ausgespannt, wenn es konkret wurde und um die Umsetzung von arbeitsrechtlichen Fragen ging. Es hat auch immer wieder angespannte Diskussionen im Miteinander gegeben.“

Nicht zuletzt ein Zukunftsgespräch, das im Februar in Würzburg stattgefunden hatte, konnte das Verhältnis wieder ins Lot bringen:

„Wir haben uns sicherlich in Erinnerung gerufen, und Gott sei Dank haben die Bischöfe auch gehört. Und uns ist auch ein Anliegen, in der nächsten Zeit das Gemeinsame herauszustellen und uns wirklich den Fragen zu stellen.“

Denn nicht nur Grundsätzliches steht an, sondern auch ganz praktische Probleme drängen zur Zeit: So beispielsweise die nach dem spezifisch christlichen Profil von Ordensschulen und -krankenhäusern:

„Wir müssen gerade im Hinblick auf unsere Dienstgeberfunktion der Ordensgemeinschaften mit der Deutschen Bischofskonferenz eine Sprache sprechen, damit nicht all das, was an sogenanntem ‚Dritten Weg’ in Deutschland existiert, plötzlich kippt und wir diesen Sonderweg der Eigengestaltung von Arbeitsverträgen nicht mehr durchführen können. Mir müssen die Gewerkschaften hineinholen in die Kriterien unserer Arbeitsverträge – und hier ist im Miteinander etwas zu regeln…“

100.000 Menschen sind bei den Orden in Deutschland angestellt, nun soll ein gemeinsames Tarifwerk mit den Bistümern und der Deutschen Caritas angestrebt werden. Für Abt Dominikus ist daher völlig klar:

„Wir können als Orden hier nicht einen anderen Weg gehen, weil hier dann gegenüber der Politik Außenstehenden nicht mehr verstanden wird, ‚Was ist katholische Kirche?’ ‚Gehören die Orden dazu, ja nein?’ Hier bricht etwas vom Selbstverständnis dann auf, wo wir uns ja auch verorten wollen: Wir sind katholische Kirche und wir lassen uns nicht als deutsche Ordensoberenkonferenz und Bischofskonferenz auseinander dividieren, wir suchen hier eine Sprache.“

 
Ein Detail: Seit der Gründung der DOK sind Ordensfrauen und -männer unter einem Dachverband vereint. Vorsitzende ist nicht ein Pater, sondern… Die Heiligenstädter Schulschwester Aloisia Höing SMMP. Das, so Abt Dominikus….

„…war bei dem Zusammenschluss der verschiedenen Ordensvereinigungen im letzten Jahr in St. Ottilien ein deutliches Votum, ein Zeichen auch in die Zeit und in die Kirche hinein, eine Vorsitzende zu wählen. Und ich glaube, Sr. Aloisia hat auch die Rückendeckung aller Männer, aller Äbte, die in dieser Vereinigung sind. Und ich glaube, dass wichtig ist, uns nicht auseinanderzudividieren, sondern zu sagen ‚Miteinander können wir die Sprache ergreifen und gemeinsam dem Evangelium dienen’.“

Eine kleine Revolution in der Kirche? Das nicht, aber fortschrittlich durchaus, meint der Abt von Meschede:

„Das sind Orden oft gewesen, dass sie ein wenig vorausschauend in der Kirche waren, Veränderungen vorgenommen haben, die dann im Nachzug in der Kirche auch eine Strukturveränderung bewirkt haben. Diese Hoffnung haben wir dann immer, dass wir Orden etwas bewirken können.“

(rv 22.06.2007 mc)








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