Die USA und Israel
wollen die Gründung eines eigenständigen Palästinenser-Staates vorantreiben. Nach
einem Treffen im Weißen Haus erklärten US-Präsident George W. Bush und Israels Regierungschef
Ehud Olmert, sie hielten trotz der Machtübernahme der Hamas im Gazastreifen an ihrer
Vision einer Nahost-Friedenslösung fest. Der Gazastreifen steht derzeit unter der
alleinigen Kontrolle der radikal-islamischen Hamas und die Lage vor Ort wird immer
kritischer, erklärte heute im Studio von Radio Vatikan der Franziskanerkustos im Heiligen
Land, Pierbattista Pizzaballa OFM. Er ist derzeit zur Vollversammlung der ROACO, der
kirchlichen Hilfswerke für die Ostkirchen, in Rom: „Die Situation wird immer
schlechter, politisch, wirtschaftlich, sozial und auch religiös gesehen. Wir fürchten,
dass die Kontrolle über das Gebiet und die Lage immer mehr verloren geht. Es geht
jetzt Richtung Teilung, Aufspaltung der verschiedenen Gebiete, und das wird zu noch
mehr Anarchie führen. Man muss etwas tun, dass das aufhört, man muss - soweit das
möglich ist, die Positionen zusammen bringen.“ Vergangenen Donnerstag war der
Konvent der „Rosenkongregation“ in Gaza von Hamas-Milizen beschädigt worden: Kreuze
und eine Jesus-Statue wurden vernichtet, Gebetbücher verbrannt und mehrere Computer
aus der von den Ordensfrauen geleiteten Schule gestohlen. Von den Vorgängen im Konvent
hatte im allgemeinen Chaos der vergangenen Woche zunächst niemand Notiz genommen,
da die Ordensfrauen bereits vor Ausbruch der Unruhen nach Jerusalem geflohen waren
und seitdem nicht mehr nach Gaza zurück können. Dazu Pizzaballa: „Es gab viele
Interpretationen zu diesem Ereignis, aber ich muss sagen, dass die Beziehungen zwischen
Christen und Moslems in diesem Ort exzellent sind. Aber hier herrscht jetzt totales
Chaos. Diese Splittergruppen hat niemand mehr unter Kontrolle, sie plündern alles
aus und – so kann ich mir das vorstellen – auch die Kirche, bzw. vielmehr die Schule
und den Konvent der Schwestern.“ Gaza ist komplett abgeriegelt, alle Übergänge
sind geschlossen. Deshalb beunruhige vor allem die humanitäre Situation, so Pizzaballa.
Er steht im direkten Kontakt mit dem katholischen Pfarrer in Gaza und berichtet: Die
Bevölkerung habe Überlebenswillen - trotz aller Kämpfe. „Sie haben schon viele
Auseinandersetzungen erlebt. Auch diese werden vorbeigehen. Das sagt man dort…“ Die
israelische Luftwaffe hat nach Armeeangaben heute Angriffe auf Ziele im Gazastreifen
geflogen. Damit habe das Militär auf einen Raketenangriff aus dem palästinensischen
Gebiet reagiert, wurde bekannt gegeben. Aus dem Weißen Haus hieß es, Bush und Olmert
arbeiteten gemeinsam an einer Strategie, um die Extremisten im Gazastreifen zu schlagen. (rv/dw/reuters
20.06.2007 bp)