2007-06-17 14:41:45

Papst: „Geist von Assisi stellt sich dem Geist der Gewalt entgegen“


RealAudioMP3 Benedikt XVI. besucht Assisi. Er unternimmt eine Pilgerreise auf den Spuren des Heiligen Franziskus. Der sei ein Mann des Friedens gewesen, so der Papst, und forderte deshalb beim Angelus auf dem Platz vor der Unterkirche San Francesco zum Frieden in aller Welt auf:
„Ich betrachte es als meine Pflicht, von hier aus einen dringlichen und sorgenvollen Appell zu lancieren, dass alle bewaffneten Konflikte, die die Erde mit Blut tränken, ein Ende haben; die Waffen sollen schweigen, und überall weiche der Hass, der Liebe, der Angriff der Vergebung und die Zwietracht der Einheit!“
Der Papst erwähnte besonders das Heilige Land, „vom Heiligen Franziskus so sehr geliebt“, den Irak, den Libanon, den ganzen Nahen und Mittleren Ostern.
Die Bevölkerung dieser Länder kenne „schon viel zu lange die Schrecken der Kämpfe, des Terrorismus, der blinden Gewalt“, kenne, „die Illusion, dass die Gewalt Konflikte lösen könne und die Weigerung, die Argumente der anderen zu hören und ihnen Recht zu verschaffen.
Nur ein verantwortungsvoller und aufrichtiger Dialog, unterstützt durch den großherzigen Beitrag der Internationalen Gemeinschaft, könne „solch großem Schmerz ein Ende bereiten und den Menschen, den Institutionen und den Völkern wieder Leben und Würde geben.“
Die Basis für diesen politischen Appell hatte Benedikt in der Eucharistiefeier gelegt. In der Predigt erinnerte er an das erste Weltgebetstreffen Johannes Pauls II. von 1986.
„Assisi sagt uns, dass die Treue zur eigenen religiösen Überzeugung, vor allem die Treue zu Christus, dem Gekreuzigten und Auferstandenen, sich nicht in Gewalt und Intoleranz ausdrückt, sondern im aufrichtigen Respekt des anderen, im Dialog, im Aufruf zur Freiheit und zur Vernunft, im Einsatz für Frieden und Versöhnung.“
Dialog und Achtung des anderen aus dem Glauben heraus zu begründen entspräche zutiefst dem Evangelium und sei zutiefst franziskanisch. Die Initiative seines Vorgängers nannte Benedikt eine „prophetische Eingabe“, sie sei „ein Moment der Gnade“ gewesen. Seit damals verbreite sich der „Geist von Assisi“ in der Welt. „Er stellt sich dem Geist der Gewalt entgegen, dem Missbrauch der Religion als Vorwand für Gewalt.“
5000 Friedenstauben über der Stadt gaben dem Papst symbolisch Recht. Das Projekt „Peacey“ eines italienischen Künstlers war eigens zum Papstbesuch noch einmal nach Assisi gekommen: Die weißen Tiere aus fluoreszierendem Kunststoff schwebten als Mahnung und Mutmacher über den zentralen Plätzen der Stadt.


Doch der Heilige aus Umbrien und damit seine Heimatstadt und ihre Fama haben ihre Bedeutung nicht aus sich selbst heraus. Der Papst ging einmal mehr zurück an die Wurzeln des Glaubens.
„Seine Bekehrung zu Christus, bis zur Sehnsucht, sich in ihn zu verwandeln, indem er ein vollkommenes Abbild wurde, erklärt das Typische seines Lebens, die Wirkungskraft, in der er uns auch angesichts der großen Themen unserer Zeit so aktuell erscheint: die Suche nach Frieden, der Schutz der Natur, die Förderung des Dialogs zwischen allen Menschen. Franziskus war ein wahrer Meister dieser Dinge. Aber er ist es von Christus her.“
Die Bekehrung, der Ruf am Kreuz von San Damiano („Geh und baue meine Kirche wieder auf!“) und die Begegnung mit den Aussätzigen vor 800 Jahren war der Ausgangspunkt der großen franziskanischen Wirkungsgeschichte. Die „drei großen Bekehrten“ der Tageslesungen, David, Paulus und die Sünderin, stellte der Papst in Verbindung zum Leben des Heiligen.
„Von Bekehrung zu sprechen, bedeutet, zum Herz der christlichen Botschaft gehen und gleichzeitig zu den Wurzeln der menschlichen Existenz.“
Bekehrung ginge jeden an:
„Der Mensch ist wahrhaft er selbst, wenn er sich voll und ganz erkennt, in dem Maß, in dem er mit Gott und von Gott lebt, und indem er Gott in den Brüdern erkennt und liebt.“
Italiens Ministerpräsident hatte den Papstbesuch zum „Nationalen Großereignis“ erklärt, er war selbst nach Assisi gereist, außerdem bei der Feier 130 Konzelebranten, drei Kardinäle und 31 Bischöfe. Doch der Gottesdienst selbst lebte von franziskanischer Einfachheit in nahezu familiärer Atmosphäre. Auf dem Vorplatz der Unterbasilika hatten rund 2000 Menschen Platz, keine Großbildleinwand verstellte den Weg oder machte die Feier zum Kinoereignis. Die Altarinsel wurde dominiert von ein großen Tau, als Holzintarsie im Fußboden erstetzte es den Teppich. Doch das Ensemble der Basilika San Francesco, von Papst Gregor IX., einem Freund des Heiligen, schon zwei Jahre nach dessen Tod in Auftrag gegeben, und nach dem Erdbeben vor zehn Jahren wie durch ein Wunder wieder hergestellt, war auch für den Papst ein „beeindruckendes Szenario“. Ein Platz, „wo sich acht Jahrhunderte Heiligkeit, Verehrung, Kunst und Kultur sammeln, verbunden mit dem Namen Franziskus von Assisi“.
(rv 17.06.2007 bp)







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