2007-06-17 13:19:55

Angelus: „Die Waffen sollen schweigen“


Einen Appell für den Weltfrieden sah Benedikt XVI. als seine Pflicht an, beim Angelus vor San Francesco. „Die Waffen sollen schweigen und überall Hass der Liebe weichen.“ Hier die Ansprache im Wortlaut:

Vor 800 Jahren hätte sich Assisi wohl schwer vorstellen können, welche Rolle die Vorsehung ihr zugedacht hatte, eine Rolle, die eine Stadt heute in der Welt so berühmt macht, einen wahrhaft beseelten Ort. Das, was sich hier ereignet hat, macht diesen Charakter, hat ihr ein unauslöschliches Zeichen eingebrannt: Die Bekehrung des jungen Franziskus, der nach 25 Jahren eines ausschweifenden und träumerischen Lebens, ganz aus auf die Suche nach irdischen Freuden und Erfolge, sich der Gnade öffnet, zu sich selbst kommt und nach und nach in Christus das Ideal seines Lebens erkennt. Meine Pilgerfahrt heute nach Assisi will dieses Ereignis wieder in Erinnerung rufen, um seine Bedeutung und seine Wirkung wieder lebendig zu machen.

In diesem Augenblick, von der Basilika San Francesco aus, wo seine sterblichen Überreste liegen, will ich mir seinen Lobpreis zu eigen machen: „Erhabenster, allmächtiger, guter Herr, dein sind der Lobpreis, die Herrlichkeit und die Ehre und jegliche Benedeiung.“ (Sonnengesang 1: FF 263).

Von dieser Stadt des Friedens aus habe ich das Verlangen, eine Gruß an die Vertreter der anderen christlichen Konfessionen und der anderen Religionen zu senden, die 1986 die Einladung meines Vorgängers angenommen hatten, hier, in der Heimat des Heiligen Franziskus, einen Welttag des Gebets für den Frieden zu begehen. Ich betrachte es als meine Pflicht, von hier aus einen dringlichen und sorgenvollen Appell zu lancieren, dass alle bewaffneten Konflikte, die die Erde mit Blut tränken, ein Ende haben; die Waffen sollen schweigen, und überall weiche der Hass, der Liebe, der Angriff der Vergebung und die Zwietracht der Einheit! Wir fühlen geistig hier die Anwesenheit aller, die weinen, leiden und sterben wegen des Kriegs und seiner tragischen Folgen. Unser Gedenken geht besonders in das Heilige Land, vom Heiligen Franziskus so sehr geliebt, in den Irak, den Libanon, den ganzen Nahen und Mittleren Ostern. Die Bevölkerung dieser Länder kennt schon viel zu lange die Schrecken der Kämpfe, des Terrorismus, der blinden Gewalt, kennt die Illusion, dass die Gewalt Konflikte lösen könne und die Weigerung, die Argumente der anderen zu hören und ihnen Recht zu verschaffen. Nur ein verantwortungsvoller und aufrichtiger Dialog, unterstützt durch den großherzigen Beitrag der Internationalen Gemeinschaft, kann solch großem Schmerz ein Ende bereiten und den Menschen, den Institutionen und den Völkern wieder Leben und Würde geben.

Der Heilige Franziskus, Mann des Friedens, erwirke uns vom Herrn, dass die zahlreicher werden, die bereit sind, sich zu „Werkzeugen seines Friedens“ zu machen - durch die tausend kleinen Gesten des täglichen Lebens. Er erwirke uns vom Herrn, dass die, die Verantwortung tragen, von einer leidenschaftlichen Liebe zum Frieden beseelt werden und einem unbezwingbaren Willen, ihn zu erreichen. Die Heilige Jungfrau, die der Poverello mit zärtlichem Herzen liebte und ihr Lobpreis sang, helfe uns, das Geheimnis des Friedens im Wunder der Liebe zu erkennen, das sich in ihrem Schoß in der Fleischwerdung des Gottessohnes erfüllt hat.

(Übersetzung: Birgit Pottler)
 







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