2007-06-14 13:11:55

Österreich: Islam, "Probleme ansprechen"


RealAudioMP3 Toleranz, Demokratie, Minderheitenrechte, und wie unterschiedlich sie in Christentum und Islam gesehen werden - darum ging es jetzt bei einer internationalen Konferenz in Wien. Bei der von der Stiftung "Pro Oriente" und der Universität Wien organisierten Tagung habe man sich inhaltlich nichts geschenkt, sagt "Pro Oriente"-Präsident Johannes Marte. Probleme der Minderheiten seien offen ausgesprochen worden - ein guter Ausgangspunkt für künftige Gespräche.
Der koptische Christ Adel Guindy aus Ägypten beklagte auf der Tagung die Lage seiner Glaubensbrüder in Ägypten. Guindy ist Publizist und Politologe; er lebt mittlerweile in Frankreich. Solange es im Islam keine Trennung von Politik und Religion gibt, werde sich an der dramatischen Situation für die christlichen Minderheiten nichts zum Besseren wenden, so Guindy. In Ägypten sei die Lage für die christliche Minderheit heute sogar schlechter als vor hundert Jahren. Christen würden von Muslimen einfach nicht als gleichberechtigt anerkannt, Zugeständnisse würden als "Geschenk" angesehen, von einem Rechtsanspruch könne keine Rede sein. Letztlich stütze die Rechtsordnung sogar die Diskriminierung.
Joseph Yacoub, ein chaldäischer Christ, der in Lyon lebt und an der örtlichen Universität unterrichtet, warnte vor einer Pauschalverurteilung des Islam. "Feind" sei lediglich der Fundamentalismus. Dieser habe aber inzwischen etwa im Irak dazu geführt, dass das Christentum tatsächlich "im Sterben liegt". Yacoubs These, dass alle Probleme der christlichen Minderheiten in der muslimischen Welt letzten Endes auf das Fehlen demokratischer Zustände zurückzuführen seien, wurde von den Tagungsteilnehmern grundsätzlich geteilt. Demokratie müsse aber mehr beinhalten als bloß das Recht, bei Wahlen seine Stimme abzugeben. Demokratie bedeute vielmehr eine freie, tolerante Gesellschaft, in der die Menschenrechte weitgehend verwirklich sind. Wenn dies nicht der Fall sei, könnten bloße Wahlen - wie das Beispiel Irak zeigt - für Minderheiten fatale Folgen haben.
In einer gemeinsamen Abschlusserklärung sprechen sich die Konferenzteilnehmer für die Intensivierung des interreligiösen und kulturellen Dialogs aus.

(radio omega wien 14.06.2007 sk)








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