2007-06-12 10:51:46

Brasilien: "Option für die Armen" offiziell


RealAudioMP3 Mit der Rede des Papstes in Aparecida ist die „Option für die Armen“ endgültig in die offizielle Theologie aufgenommen worden. Davon ist der deutsch-brasilianische Theologe Paulo Suess überzeugt. Der Papst habe die „Option für die Armen“, also die zentrale Idee der Befreiungstheologie, deutlich an das „Christus-Bild“ gebunden und damit salonfähig gemacht, erklärte der Theologe gestern in Wien. In der Abschlusserklärung, die die Bischöfe Lateinamerikas und der Karibik dem Papst gestern überreichten, ist von der Befreiungstheologie zwischen den Zeilen die Rede, beobachtet Suess:

„Der Name ‚Befreiungstheologie’ kommt nicht vor im Dokument. Auch ‚Lateinamerikanische Theologie’, was dann eine Ersatzformulierung wäre, kommt nicht vor. Aber mir sagten dann Bischöfe: Warum sollten wir jetzt streiten, wenn die Inhalte da sind, wie die ‚Option für die Armen’ und das ‚Sehen - urteilen - handeln’? Wenn auch nicht pur, aber so ist das in einem Pluralismus – da muss man Zugeständnisse machen.“

 
Die Kirche in Lateinamerika habe ein hohes Ansehen, trotz Licht und Schatten der Evangelisierung der indigenen Völker, erklärt Suess:

„Aber warum hat sie eigentlich ein großes Ansehen? Weil sie das verwirklicht, was die Befreiungstheologie vor dreißig Jahren initiiert hat: Die ‚Option für die Armen’, dass wir die Wirklichkeit sehen, dass wir zu den Leuten gehen, dass wir mit den Indios zusammen leben, dass auch der interkulturelle Dialog funktioniert. Darum hat sie ein großes Ansehen. Das wird natürlich nicht gesagt.“

 
Die Papstreise nach Brasilien hatte insgesamt einen positiven Effekt, resümiert Suess:
 
„Die einzigen, die eigentlich gegen den Papst etwas einzuwenden hatten, waren die Indios gewesen, und nicht wegen des Papstes an sich – sie sind alle sehr päpstlich –, sondern bezüglich der Identität der Indios. Dass sie eigentlich ihre Identität erst durch das Christentum bekommen hätten, das wurde so unvermittelt gesagt, und da haben sie protestiert. Der Papst hat ja auch freundlicherweise einen ‚quasi-Rückzieher’ gemacht, in dem er sagte, das sei sehr schmerzlich gewesen, das habe er vergessen zu sagen. So hat er das natürlich nicht gesagt, aber man kann es dennoch zwischen den Zeilen lesen.” (Studio Omega 12.06.2007 sis)
 







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