2007-06-09 14:04:06

D: G8-Gipfel kein "Scheinheiligendamm"


RealAudioMP3 Auch wenn sich das Treffen der G8-Staaten keinen „Heiligenschein“ verdient habe – es war auch kein „Scheinheiligendamm“. Mit diesem Wortspiel kommentierte der Hamburger Erzbischof Werner Thissen gestern Abend die Beschlüsse des G8-Treffens in dem Ostseebad. Aus den sehr allgemeinen Erklärungen müssten nun konkrete Schlüsse gezogen werden, erklärte der für Misereor zuständige Erzbischof. Gerade bei den entwicklungspolitischen Versprechen fällt die Bilanz des Treffens doch sehr dürftig aus, erklärt der G8-Experte von Misereor, Georg Stoll. Für Aidsbekämpfung wollen die reichsten Länder der Welt 60 Milliarden Dollar zur Verfügung stellen – ein Spiel mit großen Zahlen, so Stoll, denn:

„Es wird nicht genannt, in welchen Zeitraum diese 60 Milliarden gezahlt werden sollen. Es ist natürlich ein erheblicher Unterschied, ob das fünf oder zehn Jahre sind. Es wird nicht gesagt, ob diese 60 Milliarden zusätzlich oder einfach aus ohnehin geplanten Entwicklungshilfegeldern bestritten werden. Auch das ist natürlich ein ganz erheblicher Unterschied. Das ist etwas, was NGO’s zunehmend ungeduldiger werden lässt, wenn man ein bisschen den Eindruck hat, die Öffentlichkeit wird an der Nase herumgeführt, in der Hoffnung, in ein zwei Wochen nach diesem Gipfel ist das alles wieder vergessen und dann schaut keiner mehr genauer hin.“

Die Kirche hat sich vorgenommen, beim diesem Spiel nicht mit zu machen, erklärt Georg Stoll:

„Wir werden die G8 beim Wort nehmen, das heißt, wir werden dieses Abschlussdokument, das ja sehr groß ist, aufmerksam lesen und was an Erklärungen darin steht ernst nehmen. Und werden die Politiker immer wieder daran erinnern.“

Zufrieden zeigt sich Stoll beim Thema Klima – hier seien unerwartete Fortschritte zu verzeichnen. Von daher müsse das G8-Treffen differenzierter betrachtet werden. In einem Notensystem von „eins“ - sehr positiv, bis „sechs“ ungenügend, würde der Experte den G8-Staaten folgendes Zeugnis ausstellen:

„Klima denke ich eine „zwei“. Im Bereich der Zusagen für Entwicklungszusammenarbeit, da würde ich schon eher sagen eine vier minus. Und was einige Detailaussagen angeht, zum Beispiel die grundsätzliche Anerkenntnis, wie wichtig es ist, für die Bekämpfung von HIV, Malaria und Tuberkulose signifikante Mittel zur Verfügung zu stellen – nun ja, eine drei bis vier. Die Äußerung an sich ist wichtig, aber die Unverbindlichkeit zieht dann die Note wieder nach unten.“
(rv 09.06.2007 sis)








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