Die Christen im Irak
sind entsetzt über den Mord an einem Priester und drei Diakonen in Mosul. Unbekannte
hatten die vier Männer gestern in der nordirakischen Provinzhauptstadt direkt nach
der Sonntagsmesse erschossen. Die Christen lebten jetzt mehr denn je in enormer Angst,
betonte gegenüber Radio Vatikan der Prokurator für die Chaldäische Kirche, Philip
Najeem. „Man sieht, dass diese Aktion durchdacht und organisiert war. Sie richtete
sich ganz gezielt gegen die irakischen Christen. Das heißt, es gibt dunkle Kräfte,
die diese Situation herbeiführen, die diese schwierige Lage zwischen den Christen
und Moslems, diese schwierige Lage für das ganze Volk schaffen. Dieses Volk leidet
weiter. Es gibt weiterhin Märtyrer, und das vor den Augen der internationalen Gemeinschaft,
die jeden Tag das Hinschlachten eines ganzen Volkes mit ansieht und keinen Finger
rührt.” Papst Benedikt XVI. hat den Christen in der Provinz sowie den Angehörigen
in einem Telegramm heute seine Anteilnahme versichert. In den Beileidsgrüßen mit der
Unterschrift von Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone ist die Rede von „sinnlosem
Töten”. Der Papst bete darum, dass das Opfer der Kleriker ein neuer Ansporn sei, um
sich gemeinsam für Frieden und Versöhnung im Irak einzusetzen. Das Chaldäische
Patriarchat forderte die Verantwortlichen des Irak und die internationale Gemeinschaft
dazu auf, Maßnahmen zu ergreifen, „diese Verbrechen zu beenden”. Das Attentat sei
ein „grässlicher Akt gegen Gott und gegen die Menschheit”, eine „schändliche Tat,
die jeder vernünftige Mensch ablehnt”, heißt es in einer Erklärung. Die ermordeten
Männer seien friedliche Mitbürger gewesen und hätten stets um Frieden und Sicherheit
für den ganzen Irak gebetet, ihr Tod mache sie zu Märtyrern. „Aus diesem traurigen
Anlass”, so formulierten es die chaldäischen Bischöfe, erinnere man erneut an die
Verfolgung der Christen im Irak, „ihre erzwungene Emigration” und den Druck auf sie,
„ihren eigenen Glauben zu verleugnen”. Pater Bernardo Cervellera, Chef des Pressedienstes
Asianews, bestätigt: „Die Lage der Kirche im Irak ist sehr schlecht. Priester werden
entführt, Christen erhalten Todesdrohungen, wenn sie nicht die so genannte Schutzsteuer
unter der islamischen Vorherrschaft zahlen. Schlimmer noch: Gruppen sunnitische Fundamentalisten
veranstalten ein Wettrennen, um Christen zu töten oder sie zumindest auszurauben.”
(rv)