Im Libanon gehen die
Kämpfe rund um das palästinensische Flüchtlingslager weiter. 19 Tote allein in dieser
Nacht; knapp 90 Menschen kamen in den letzten zwei Wochen bei den Auseinandersetzungen
zwischen der radikalen Gruppierung Fatah al-Islam und den Regierungstruppen ums Leben.
Auf den Hügeln rund um die Eingänge des Camps haben stationierte Artillerie-Einheiten
Stellungen von Kämpfern der Fatah al-Islam beschossen . Einst lebten in dem Flüchtlingslager
Nahr-al Bared 40 000 Palästinenser. Mittlerweile sind die meisten geflohen. Schlimm
ist es für die, die nirgends hinkönnen, erklärt der Pfarrer der evangelischen Gemeinde
in Beirut, Uwe Weltzien:
„Ich hab gestern mit jemandem gesprochen der vor
Ort war. Das ist eine sehr angespannte Situation. Das Problem ist, dass die Fatah
al Islam jetzt angekündigt hat, dass sie die Kämpfe auf Tripoli ausweiten will –das
hat sie aber auch schon Tage vorher angekündigt. Die besondere Problematik in Nahr
al-Bared ist, dass immer noch circa 8000 Palästinenser im Lager sind. Alte Menschen,
die ihre Häuser nicht mehr verlassen wollten. Teilweise sind das Leute, die einfach
Angst vor Scharfschützen hatten, und deshalb das Haus nicht verlassen wollten.“
Die
Anschläge der Fatah al-Islam bedrohten nicht nur den Norden des Libanon, erklärt Uwe
Weltzien:
„sondern wir hatten auch hier in Beirut Bomben: Direkt vor dem
Haus eines Gemeindeglieds ist eine Bombe explodiert, niemand wurde verletzt. Ein anderes
Gemeindeglied, in der Umgebung von Tripoli, stand in einem Olivenhain plötzlich Kämpfern
gegenüber. Also wir sind einfach als Bevölkerung, ob jetzt Ausländer oder Einheimische,
direkt betroffen von dieser Situation. Und es ist eine sehr hohe innere Anspannung
und Verunsicherung; es ist eine gesamte Lähmung im Land zu spüren. Im Grunde, ist
es eine selbst auferlegte Ausgangssperre: Nachts sind die Straßen leergefegt, die
Restaurants sind leer, wo um diese Zeit im Libanon normalerweise volles Leben ist.“ (rv 02.06.2007 sis)