2007-05-28 18:08:22

Zentralafrikanische Republik:
„Männer gingen von Haus zu Haus“


RealAudioMP3 Der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag, Luis Moreno-Ocampo, hat Ermittlungen wegen Kriegsverbrechen in der Zentralafrikanischen Republik angekündigt. Dabei handele es sich hauptsächlich um Vergewaltigungen in den Jahren 2002 und 2003, erklärte er vergangene Woche in Den Haag. Einzelne Verdächtige nannte er nicht. Innerhalb von fünf Monaten seien mindestens 600 Menschen vergewaltigt worden. Die Vorfälle ereigneten sich während eines Konflikts zwischen dem damaligen Präsidenten Ange-Félix Patassé und Rebellen nach einem gescheiterten Putschversuch des heutigen Präsidenten François Bozizé im Oktober 2002.
Unsere Kollegen von der französischen Redaktion haben bei Bernadette Sayo Nzale nachgefragt. Sie ist Opfer der Gewalttaten und Präsidentin einer Organisation, die sich für die Opfer einsetzt. Die Beschreibung der Gewalttaten ist schrecklich:

„Die Männer gingen von Haus zu Haus, um dort die Frauen zu vergewaltigen und umzubringen. Wir haben das gesehen, wir waren dort. Und nun, nachdem alles vorbei ist, möchten wir die Wahrheit kennen. Die Gewalttaten fanden tagelang, monatelang statt. Dennoch können wir öffentlich nicht sagen, dass wir bedroht wurden. Ich habe später erfahren, dass es eine schwarze Liste gab. Darauf stand auch der Name meines Mannes sowie Namen von anderen Personen. Sie haben meinen Mann umgebracht. In meinem Haus haben sie alles durcheinander gemacht.“

Aus Sicherheitsgründen musste Bernadette Sayo Nzale ihr Heimatland verlassen. Die Zentralafrikanische Republik grenzt an den Tschad, den Sudan, die Demokratische Republik Kongo, die Republik Kongo und Kamerun.

„Nachdem alles vorbei war, konnten wir dennoch nicht viel für die Opfer machen. Wir haben aber die Opfer mit medizinisch-psychologischer sowie juristischer Hilfe unterstützt. Damit haben wir allen bewiesen, dass es sich lohn, sich für Gerechtigkeit einzusetzen. Aber wissen Sie, es gab sehr viel Druck und somit fand unser Projekt ein Ende. Wir wissen aber nicht, wer dafür verantwortlich ist. Ich weiß nur, dass die meisten der Opfer Analphabeten sind.“

Dennoch versucht Bernadette Sayo Nzale mit positiven Erwartungen in die Zukunft zu blicken.

„Heute bin eine erniedrigte Frau, die stigmatisiert ist. Aber was soll ich machen? Nicht an die Gerechtigkeit glauben? Daher ist das Ziel unserer Organisation die Menschen in Zentralafrika zu informieren und zu mobilisieren. Der Glaube ist das Erste, was mir geholfen hat und mir heute noch weiterhilft. Wir müssen den Glauben haben. Ohne Glauben kann man nicht weitermachen.“

(rv 28.05.2007 mg)







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