Im Wallfahrtsort Aparecida bei Sao Paolo gehen die Beratungen lateinamerikanischer
Bischöfe weiter. Auf der Generalversammlung der Bischöfe des Kontinents und der Karibik
meldete sich jetzt auch der französische Kardinal Paul Poupard zu Wort, der im Vatikan
den Kulturrat leitet. Kardinal Poupard sprach von einer "neuen Ära", mit der sich
das Christentum konfrontiert sieht. "Schon das Zweite Vatikanische Konzil hat mit
Blick auf den wichtigen kulturellen Wendepunkt, den die Menschheit erlebt, von einer
"neuen Ära" gesprochen. "New Age" - nebenbei bemerkt, ist das kein Phänomen, das es
erst seit kurzem gibt, sondern schon das Konzil verwendete in der Pastoralkonstitution
"Gaudium et spes", Nr. 54, diese Formulierung von der "neuen Ära", dem "neuen Zeitalter". Ein
Zeitalter, das nach der Analyse des Kardinals von zwei Faktoren geprägt ist: dem Wachstum
der großen Städte und dem Individualismus. Um in einer solchen gewandelten Welt bestehen
zu können, empfiehlt Poupard vor allem große Sorgfalt bei der Ausbildung junger Menschen.
Vor den lateinamerikanischen Bischöfen nannte er da einen konkreten Punkt, der ihm
Sorge bereitet. "Der immer größere Internet-Alarm. Das ist eine wunderbare, fantastische
Erfindung, als Jugendlicher hätte ich gerne sowas gehabt. Aber dieses Surfen kann
gefährlich sein! Als ich ein Junge war (in Anjou, in Frankreich), dann schnitt mir
mein Vater sofort das Wort ab, wenn ich mal eine Dummheit sagte, und korrigierte mich.
Die Eltern von heute hingegen haben Kinder, die in aller Ruhe tage-, wochen-, monatelang
durch gefährliche Wasser surfen können, in denen man auch ertrinken kann, und die
Eltern können ihren Kindern hier nicht helfen, weil sie sich da nicht auskennen. Wir
sehen also: Ausbildung ist das A und O, um unterscheiden zu können." (rv 28.05.2007
sk)