2007-05-25 10:59:57

Kolumne: Verantwortung für Afrika


RealAudioMP3 Während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft veröffentlicht Radio Vatikan monatlich eine Kolumne des deutschen Botschafters beim Heiligen Stuhl, Hans-Henning Horstmann. Sein Thema diesmal: die EU, der G8-Gipfel und die Verantwortung für Afrika:

Deutschland hat sich im nationalen, und im internationalen Rahmen seit Jahrzehnten durch staatliche und nichtstaatliche wirtschaftliche, finanzielle, kulturelle und politische Zusammenarbeit Afrika zugewandt. Am 21. Mai 2007 hat Bundeskanzlerin Merkel verdeutlicht: „Uns liegt dieser Kontinent am Herzen“. Im Mittelpunkt unserer Anstrengungen und Leistungen für den Nachbarkontinent steht der Mensch. Wir wissen uns um die Dringlichkeit der Partnerschaft für und mit Afrika mit dem Heiligen Vater und der Kurie einig: Papst Benedikt XVI. appelliert an uns alle, in der Hilfe für diesen von Krieg, Armut und Krankheit geplagten Kontinent nicht nachzulassen. Die Kanzlerin hat die Bundesministerin für Entwicklung und Zusammenarbeit, Frau Wieczorek-Zeul als „persönliche Afrikabeauftragte der Bundeskanzlerin“ ernannt. Wir wollen unsere staatliche Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika bis zum Jahr 2010, also innerhalb von drei Jahren, verdoppeln. Die acht wichtigsten Industrieländer (G 8) hatten bereits vor zwei Jahren erklärt, die Hilfen für Afrika bis zum Ende des Jahrzehnts auf 25 Mrd. Doller zu erhöhen – das wäre mehr als eine Verdoppelung im Vergleich zum Jahr 2004.

Am 15. Mai 2007 hat in Brüssel die EU-Afrika-Troika getagt. Ihr gehören der deutsche Vorsitz in der EU, der Hohe Beauftragte der EU für die Außen- und Sicherheitspolitik, der für die Außenbeziehungen verantwortliche EU-Kommissar und der Vorsitzende der Afrikanischen Union an. Diese Troika hat über einen Aktionsplan für Afrika beraten, der auf einem EU-Treffen der Staats- und Regierungschefs mit der Afrikanischen Union in diesem Jahr in Lissabon verabschiedet werden soll. Als konkrete Ziele wurde vereinbart: Ausbau und Vertiefung der politischen Beziehungen, Förderung von Frieden, Sicherheit, nachhaltige Entwicklung, Menschenrechte und nachbarschaftliche Beziehungen in Afrika, gemeinsames Herangehen an die globalen Herausforderungen und eine Intensivierung der Beziehungen der Zivilgesellschaften zwischen der EU und Afrika. Europäer und Afrikaner werden sich gemeinsam Fragen der Zukunft, z.B. der Energiesicherheit, des Klimaschutzes und der Sicherheit annehmen.

Von den 900 Millionen Afrikanern leben 300 Millionen in menschenunwürdiger Armut. Den Kampf gegen Armut, d.h. insbesondere durch Konfliktbeilegung und Krisenprävention werden wir genauso fortsetzen wie den Kampf gegen HIV/Aids und für Gesundheit und Bildung. Wir verzeichnen die ersten Erfolge: Afrika hatte in den Jahren 2003 bis 2006 ein wirtschaftliches Wachstum zwischen 4,6 und 5,9 Prozent. Vor kurzem tagte in Berlin ein Forum, bei dem Afrika als Investitionsstandort präsentiert wurde.

Wirtschaftliches Wachstum trägt nur dann Früchte für die Menschen, wenn die Regierungen in Afrika sozial verantwortliche Politik gestalten, d.h. eine Politik, die sich dem Menschen zuwendet. Im Rahmen der neuen Partnerschaft für afrikanische Entwicklung (Nepad) die seit dem G 8-Gipfel von 2002 im kanadischen Kananaskies verwirklicht wird, hat good governance (gute Regierungsführung) eine erste Priorität. Sie setzt sich für Demokratie, Menschenrechte und Frieden ein. Wir sehen in vielen Staaten Afrikas gute, eigenständige Entwicklungen, z.B. in Ghana, in Mali und in Tansania. Auf der anderen Seite bedürfen die Menschen z.B. im Sudan und in Zimbabwe unserer besonderen Zuwendung. In Zimbabwe haben die Bischöfe in einem mutigen und eindrucksvollen Hirtenbrief den Verfall der Rechtsstaatlichkeit und somit auch der sozialen Ordnung hingewiesen. Die Europäische Union hat sich mit einem eindringlichen Aufruf an die Führung von Zimbabwe gewandt. Die Bundeskanzlerin Merkel hat klar gestellt: „Die Politik von Präsident Mugabe ist nicht akzeptabel.“

Für die Entwicklungen in Afrika war und ist Europa mitverantwortlich. Deutschland und Papst Benedikt XVI. stellen sich dieser Verantwortung und sehen Afrika als Partner und nicht als Almosenempfänger. Für mich persönlich, der ich als Student und Diplomat in Afrika sein durfte, hat dieser Kontinent neben seiner großen Weite und bisweilen überwältigenden Natur, die uns immer wieder die Schöpfung nahe bringt, eine besondere Anziehungskraft: der afrikanische Mensch. In den einfachsten Verhältnissen strahlt er voller Fröhlichkeit, Zuversicht, gelassener Würde und einem unerschütterlichen, kraftvollen Glauben an unseren Schöpfer. (Hans-Henning Horstmann)







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