Tolerieren heißt „dulden“.
Und so lautet die entscheidende Frage: Werden im islamischen Kulturkreis Christen
geduldet? Diese Frage ist für die meisten Länder zwischen Marokko im Westen und Pakistan
im Osten mit „ja“ zu beantworten. Das gilt auch für das westafrikanische Land Mali.
Dort leben rund 12 Millionen Menschen. Der Islam ist mit 90 Prozent die verbreitetste
Religion der Bevölkerung. Katholiken und Protestanten machen einen Anteil von nur
2 Prozent aus. Die Unterstützung muslimischer Länder ermöglicht ein bescheidenes Wirtschaftswachstum. Der
Präsident der Bischofskonferenz von Mali und Bischof von San, Jean-Gabriel Diarra,
war gestern anlässlich des Ad Limina-Besuchs bei Papst Benedikt. Bischof Diarra beschreibt
den Alltag der Katholiken folgendermaßen:
„Die Ereignisse im täglichen Leben
geben uns Anlass, den Dialog zu suchen und somit friedlich miteinander zu leben. Eheschließungen,
Taufen oder Beerdigungen – in all diesen Lebensabschnitten sind die Muslime sehr offen
für das Religiöse. Sie unterstützen alle, die sich fromm für die Religion einsetzen.
Wir haben gelernt, uns gegenseitig anzuerkennen.“
1490 begann im Zusammenhang
mit der Gründung portugiesischer Handelsniederlassungen an den Küsten Afrikas die
erste Missionsarbeit im Kongogebiet. Heutzutage ist in den mehrheitlich muslimischen
Ländern Afrikas die Evangelisierung schwierig.
„Für mich persönlich ist
das ein falsches Problem. Wenn ich ausgehend von Mali die Evangelisierung in Afrika
betrachte, so kann ich sagen, dass die Frohe Botschaft die Ganzheit des Menschen anspricht.
Daher ist es so, dass die Kirche die Entwicklung des Menschen nur dann fördern kann,
wenn sie sich ganz dem Evangelium hinwendet. Meiner Meinung nach bedeutet Evangelisierung
die Entwicklung des ganzen Menschseins. Die Kirche lässt die Menschen sich entwickeln,
damit diese sich ganz dem Evangelium zuwenden können.“