Den Zusammenbruch
des Irak und die Zersplitterung des Landes in verfeindete Herrschaftsgebiete haben
britische Experten der Denkfabrik "Chatham House“ in einer gestern veröffentlichten
Studie vorausgesagt. Sie fordern einen radikalen Kurswechsel in der Besatzungspolitik.
Die Regierung in Bagdad sei mittlerweile völlig machtlos: Es gebe nicht einen Bürgerkrieg,
sondern mehrere. Die Konflikte reichten bis tief in die Bevölkerung und verursachten
den Zusammenbruch des sozialen Gefüges, erklärten die Experten des früheren Königlichen
Instituts für Internationale Angelegenheiten. Viele Christen müssen ihre irakische
Heimat verlassen, weil sie um ihr Leben fürchten. Gezielte Anschläge auf Christen
geben Anlass zu Sorge. Die Nahostexpertin von amnesty international Deutschland, Ruth
Jüttner, sieht eine Verbindung zwischen den Anschlägen auf Christen und der Wahrnehmung
der Amerikaner als ungeliebter Besatzungsmacht: „Wir gehen davon aus, dass
ein großer Teil dieser Gewalt, die gegen Christen gerichtet ist, motiviert ist durch
ihre Religionszugehörigkeit. Es gibt einige radikale sunnitische Gruppen, die auf
ihren Webseiten Hasstiraden gegenüber Christen formulieren, was möglicherweise auch
dadurch motiviert ist, dass sie sagen: Die Amerikaner, die im Irak einmarschiert sind,
um die Regierung von Saddam Hussein zu stürzen, sind Christen. Und die Christen, die
jetzt Ziel dieser Angriffe werden, werden mit den ungeliebten Besatzern gleichgesetzt
oder als Ungläubige bezeichnet.“ (rv 18.05.2007 sis)