Die Frage, wie ein
allmächtiger und gütiger Gott Leid und Böses zulassen kann, ist der Scheidepunkt,
wenn wir von einer Wiederkehr der Religion sprechen. Das betonte der Münsteraner Fundamentaltheologe
Johann Baptist Metz jetzt bei einer Podiumsdiskussion in Wien. Denn mit der Frage
des Leidens habe das Christentum angefangen, nicht mit einer Wohlfühlreligion. „Versuchen
wir das Christentum eigentlich noch so zu formulieren, dass es auch allen etwas sagen
möchte? Wollen wir das überhaupt noch? Trauen wir uns das überhaupt noch? … Haben
wir das Christentum nicht eigentlich völlig privatisiert? … Diese Theodizeefrage,
in der sich die Glaubensgeschichte der Christen mit der Passionsgeschichte der Menschheit
zu verbinden sucht, ist in der Glaubensgeschichte immer wieder eine Art Unruheherd
gewesen. Wir sollten schließlich nicht vergessen, dass die Sprache des Glaubens elementar
und unvermeidlich auch eine Leidens- und Krisensprache ist. … Wer Gott im Sinne Jesu
sagt, der nimmt die Verletzung der eigenen religiösen Gewissheiten durch das Unglück
der anderen in Kauf. Das fremde Leid wird sozusagen zur eigenen religiösen Provokation.
Das ist das Spezifische an seiner Botschaft. Sie zwingt in die Praxis der Kompassion.
Sie beunruhigt unsere Frömmigkeit mit einer leidenschaftlichen Rückfrage an Gott.“ (rv
16.05.2007 bp)