Die Regensburger Rede
spielt acht Monate nach ihrem Vortrag durch Papst Benedikt XVI. an der Universität
der Domstadt heute - im Gegensatz zum September 2006 - eine im Effekt positive Rolle
im katholisch-islamischen Dialog: Das betonte jetzt der Washingtoner Theologe, Altorientalist
und Dialog-Experte Sidney Griffith bei einer Tagung in Wien.
Mit der Regensburger
Rede von 12. September 2006 sei insofern ein neues Kapitel im katholisch-muslimischen
Dialog aufgeschlagen worden, als sich "heute viel mehr muslimische Gelehrte zu Wort
melden, die ihre Sicht zum Dialog vorbringen wollen". Vorher sei es hingegen immer
so gewesen, dass sich die Katholiken mühsam auf die Suche machen mussten, um Partner
zu finden, so Griffith. Die Regensburger Rede stehe jetzt fast immer am Beginn der
Gespräche. „Wenn wir Kontakt mit Muslimen aufnehmen, lautet die erste Frage immer:
Was halten Sie von dieser Rede? Das hat uns sogar veranlasst, für September eine Tagung
in Washington zu veranstalten, die folgenden Titel tragen soll: ,Ein Jahr nach Regensburg
- Wo stehen wir heute im christlich-islamischen Dialog?’“ Der Wissenschaftler konstatiert
ein insgesamt enorm gestiegenes Interesse an der Materie „Christentum in der arabischen
Welt“. Als positiv agierende und wichtige muslimische Player im Dialog erwähnte
Griffith den Bruder des jordanischen Königs, Prinz Hassan Bin Talal, dessen "Institute
of Interfaith Studies" in Amman und die mittlerweile in vielen Ländern aktive Bewegung
rund um den türkischen Religionsgelehrten Fethullah Gülen. Es sei blanke Ironie, dass
in der Türkei die säkulare Regierung verantwortlich sei für die wirklich schwierige
Situation der dortigen Christen. Positives Beispiel für christlich-islamischen
Dialog, so US-amerikanische Theologe: die von Warith Deen Mohammed geleitete Afroamerikaner-Organisation
„The Mosque Cares“. Die stehe in engem Kontakt zur katholischen Focolare-Bewegung
und Chiara Lubich. (rv/kathpress 15.05.2007 bp)