Die Kritik am Sicherheitssystem
rund um den G8-Gipfel in Heiligendamm wächst. Fast 1000 Polizisten haben in den vergangenen
Tagen die Büros von linken Gruppierungen, Buchläden und Kulturzentren besucht. Grund:
Wegen des G8-Gipfels fürchtet die Bundesregierung die Bildung einer terroristischen
Vereinigung. Globalisierungskritiker fühlen sich in eine kriminelle Ecke gedrängt,
bestätigt Heribert Böttcher von Pax Christi. „Die Kritik an den Maßnahmen besteht
völlig zu Recht. Das ist eine Überreaktion, die in keinem Verhältnis mehr zum Anlass
steht und die politisch in der Tat darauf zielt, Globalisierungskritiker diskreditieren,
indem sie in eine terroristische Ecke gestellt werden. Offensichtlich soll jeder,
der den Kapitalismus kritisiert, zum Terroristen gestempelt werden. Damit wäre auch
Pax Christi getroffen, denn Pax Christi gehört zu einer Bewegung, in der starke Teile
starke Globalisierungs- und vor allem massive Kapitalismuskritiker sind.“ Diese
Proteste seien aber nie eskaliert; dagegen sei Globalisierung an sich „strukturelle
Gewalt“. Überdies nehme die Gewalt des Staates zu, so Böttcher. „Das heißt im
Klartext: Globalisierung bringt massive soziale Probleme, Spaltungsprozesse mit sich.
Aber die sozialen Probleme werden nicht diskutiert, sondern nur als Sicherheitsproblem
wahrgenommen. Das ist ein Phänomen, das wir in der Auseinandersetzung mit der Flüchtlingspolitik
immer wieder massiv festgestellt haben. Flüchtlinge bewegen sich aus ihren Lebensräumen,
weil sie da nicht mehr überleben können - das ist ein Teil der Globalisierungsproblematik.
Kommen sie an unsere Grenzen, wird massiv Gewalt gegen sie aufgefahren. Das heißt,
es gibt im Rahmen dieser Globalisierungsproblematik einen Zusammenhang von verschärfter
sozialer Problematik, die aber nicht als soziale Problematik wahrgenommen wird, sondern
auf die dann mit der Gewalt des Staates in Form von Militär- und Polizeieinsätzen
reagiert wird.“ Pax Christi lasse sich nicht einschüchtern und halte auch während
des G8-Gipfels an der Kapitalismuskritik fest: „Für Christen ist das natürlich
auch ein theologisches Problem, nämlich die Frage der Unterscheidung zwischen Gott
und Götzen. Das heißt für uns als christliche Friedensbewegung ist das sowohl ein
soziales, politisches Problem, als auch ein theologisches Problem, das uns direkt
als Christen von unserer christlichen Identität her herausfordert.“ (domradio
15.05.2007 bp)