In Aparecida hat im
Beisein des Papstes die fünfte Generalversammlung der Bischöfe Lateinamerikas und
der Karibik begonnen. Organisiert wird sie vom lateinamerikanischen Bischofsrat CELAM.
Sie dauert bis zum 31. Mai und trägt den Titel „Jünger und Missionare Jesu Christi“.
Unter den mehr als 2000 Teilnehmern ist auch der Hauptgeschäftsführer des Katholischen
Hilfswerks Misereor, Josef Sayer.
„Ich freue mich sehr und ich bereite
mich schon lange - und zwar nicht alleine sondern mit Bischöfen des CELAM - darauf
vor. Ich verspreche mir von der Konferenz sehr viel, von der Anwesenheit des Heiligen
Vater in besonderer Weise. Bei allen Konferenzen hat sich gezeigt, dass der Besuch
des Papstes, seine Eröffnungsrede in der Konferenz, ganz entschieden aufgegriffen
worden ist. Da gab es Orientierungen und das verspreche ich mir auch vom jetzigen
Papst.“ Prof. Sayer war schon früher in Brasilien. Besonders
in Erinnerung ist ihm geblieben:
„In Brasilien war das Traurigste und Schönste
zugleich, als ich in Sao Paulo nachts ein Projekt von Misereor besucht habe und dort
eine Frau getroffen habe, die zwei Tage zuvor ihr Kind auf der Straße auf die Welt
gebracht hat. Eine traurige, grausame Sache und zugleich sah ich wie diese Frau gestrahlt
hat. Straße als Lebensraum habe ich dort entdecken gelernt. Wo nicht nur Kinder und
Erwachsene sind sondern wo auch das Schicksal so ist, dass eine Frau ihr Kind auf
der Straße zu Welt bringt.“ Für die Konferenz in Aparecida
haben sich die Bischöfe ein ganz besonderes Thema ausgesucht.
„Die Kirche
in Lateinamerika braucht eine Aufbruchsstimmung und ich bin sehr froh, dass sich in
den Vorbereitungskonferenzen, wo ich mit dabei war, das Thema Jüngerschaft herauskristallisiert
hat. Es geht darum, wie wir Jesus heute nachfolgen können. Das nicht irgendetwas herausgegriffen
worden ist - es gab auch mal die Vorstellung ein Sakrament zu behandeln, aber das
haben die Bischöfe abgelehnt. Jüngerschaft heißt mit der hiesigen Situation umgehen.
Was leben die Menschen? Wie können wir da Jünger sein? Die Situation analysieren,
schauen wie ganz konkret die Armen leben. Wie ist das Verhältnis arm – reich? Wie
ist die Kluft zwischen Armen und Reichen, wie kann sie geschlossen werden? Was können
da die Jünger als Botschaft Jesu, als Vertreter der Botschaft Jesu, mit einbringen.“
Misereor verfolgt in Brasilien eine Vielzahl unterschiedlicher Hilfsprojekte.
„In Brasilien haben wir Projekte, um genügend Wasser für die Landwirtschaft
zu gewinnen, damit sich die Menschen dort vom Land selber ernähren können. Ein anderer
Projekttyp ist der mit den Landlosen. Es gibt fünf Millionen Landlose. Es macht ja
keinen Sinn, das Großgrundbesitzer so viele Flächen haben, die sie überhaupt nicht
bearbeiten können und Kleinbauern nicht wissen wie sie durchkommen. Wir haben im Straßenkinderbereich
ein gutes Projekt, wo wir die Gesetzgebung mitverfolgen. Alle Gesetze die erlassen
werden, werden auf die Folgen die sie für die Kinder haben können geprüft. Wir haben
Projekte für Frauen. Eine Frau ernährt ihre Familie. Kommt eine Frau in die Lage dass
sie sich ernähren kann, ernährt sie ihre Familie. Bei Männern ist es häufig so, dass
sie die Verantwortung für die Familie nicht so sehen. Und deshalb setzen wir ganz
gezielt bei den Frauen an.“ (rv 12.05.2007)