Papst Benedikt XVI.
hat am Freitag in Sao Paulo den Franziskanerpater Frei Galvao heilig. Der erste in
Brasilien geborene Heilige. Wer ist dieser Mann? Pater Max Cappabianca OP weiß mehr:
„Mosteiro da Luz“ – so heißt das Nonnenkloster, das der brasilianische Volksheilige
selber erbaut hat und indem er jetzt begraben ist. Er war nicht nur Architekt des
Klosters, sondern er legte auch selber als Maurer mit Hand an: Deswegen ist er jetzt
Patron der Bauarbeiter. Geboren ist Frei Antonio 1739, und lebte er in einer Zeit,
die geprägt war von Kolonialismus und Sklaverei. Er war sich – obwohl hoch gebildet
– nicht zu schade, sich für die Armen und Versklavten einzusetzen. Als einmal ein
Soldat ungerechterweise hingerichtet werden sollte, protestierte Frei Galvao beim
Gouverneur. Der Franziskaner wurde daraufhin verbannt, der Soldat erhängt. Doch das
Volk, darunter auch bewaffnete Großgrundbesitzer und ihre Sklaven, belagerten das
Haus des Gouverneurs, bis dieser die Verbannung zurücknahm. Die Brasilianer sehen
bis heute in Frei Galvao einen Mann, der auf „ihrer Seite“ steht. Die Postulatorin
des Heiligsprechungsprozesses Sr. Celia Cadorin hat eingehend die Vita Frei Galvaos
studiert – sie ist immer wieder erschüttert vom Lebenszeugnis dieses Mannes: “Der
Senat von Sao Paulo hat ihn im Jahr 1798 als Mann des Friedens und der Liebe bezeichnet.
Des Friedens, weil alle bei ihm beichten wollten, er hatte die Gabe, in den Herzen
zu lesen. Dazu kamen die Menschen von weither. Und zur Liebe: Er war nachts unterwegs,
um die Schulden der Sklaven zu bezahlen, die dieses Klosters erbaut haben. Deswegen
ist er für mich – jetzt da ich sein Leben, seine Schriften, sein Zeugnis studiert
habe – wirklich ein Mann der Zärtlichkeit Gottes.”
Und das zeigt sich
bis heute, denn: Frei Galvao wirkt als Wundertäter in auswegslosen Situationen. Zahlreiche
Krankenheilungen soll er bewirkt haben. Schon zu Lebzeiten half er sich, wenn er nicht
gleich zu einem Schwerkranken oder einer Gebärenden kommen konnte, indem er ein Gebet
auf ein Papierzettel schrieb, diesen in drei Stücke schnitt und zu „Pillen“ zusammenrollte.
Die Verwandten nahmen dann diese „Pilulas“ mit, um sie den Kranken zum Essen zu geben.
Auch die beiden Wunder, die letztlich zur Selig- und Heiligsprechung führten – zuletzt
die Heilung eines totkranken Babys 1999 – , werden den in ganz Brasilien bekannten
Pilulas zugeschrieben. Spezialität Frei Galvaos: Schwierige Schwangerschaften, und
so sieht man ganz besonders viele junge Frauen in der Klosterkirche des „Mosteiro
da Luz“ beten, in der er begraben ist. Frei Galvao – beziehungsweise Antonio de
Sant'Ana Galvao, so sein vollständiger Name – ist ein Heiliger auch für unsere Zeit,
davon ist Sr. Celia Cadorin überzeugt:
„Er hat wirklich unglaubliche Anziehungskraft
auf junge Menschen, weil er zeigt: Das schönste ist, heilig zu sein! Heilig sein hört
niemals auf! Die Helden des Football, aus dem Musikgeschäft oder so etwas, das geht
vorbei. Der Heilige: Der bleibt immer!“
Auch heute noch kann man die „Pilulas“
von Frei Galvao im „Mosteiro da Luz“ in Sao Paulo von den Schwestern bekommen, über
5000 werden täglich ausgegeben: Tendenz steigend! (rv 11.05.2007 mc)