Begeisterter Empfang
in Sao Paulo und die Abtreibungsdiskussion: Zwischen diesen beiden Polen bewegen sich
die Schlagzeilen der brasilianischen Presse. Die „Folha de Sao Paulo“ beispielsweise
titelt „Der Papst unterstützt die Exkommunikation der Abtreibungspolitiker“, ähnlich
auch der "Jornal da Tarde“: "In Brasilien bekräftigt der Papst christliche Werte und
verurteilt die Abtreibung".
Warum soviel Gewicht auf der Abtreibungsfrage?
Der Grund ist die Pressekonferenz des Papstes während des Fluges nach Lateinamerika,
auf der Benedikt die Exkommunikation von Politikern gebilligt hatte, die der Lockerung
der Abtreibungsgesetze zustimmen. Eine zurzeit in Mexiko aktuelle Diskussion, die
auch in Brasilien Bedeutung gewinnen könnte, so die „Folha de Sao Paolo“.
"Der
Papst will einen neuen katholischen Impuls auf dem Kontinent", titelt die Qualitätszeitung
"O Estado de Sao Paulo". Seine Reise diene der Suche nach Lösungen angesichts vielfältiger
Herausforderungen. Es sei eine schwierige Aufgabe, die Herzen einer brasilianischen
Jugend zu erreichen, die unter tödlicher Gewalt, Arbeitslosigkeit und fehlender Bildung
leide.
Der in der Millionenstadt Belo Horizonte erscheinende "Estado de Minas"
unterstreicht, wie wichtig dem Papst bei seiner Reise neben den religiösen Aufgaben
die Förderung menschlicher Solidarität sei. Benedikt XVI. bitte "die Katholiken unseres
Landes und ganz Lateinamerikas, sich für die Überwindung der starken sozialen Ungleichheit
einzusetzen", heißt es.
Mehrere Zeitungen berichten von einem „Heiligen Krieg“
zwischen den beiden Sendern „Globo“ – dem offiziellen Medienpartner des Vatikan –
und dem evangelikalen Fernsehkanal „Record“. Während „Globo“ enthusiastisch über den
Empfang des Papstes berichtet, legt „Record“ den Akzent auf die Behinderungen, unter
denen die Bevölkerungen zu leiden hat. Ein Papstbesuch: Fast so aufwändig wie das
Endspiel einer Fußballweltmeisterschaft. (rv/ kna 10.05.2007 mc)