2007-05-10 12:53:44

Brasilien: Bischof, "Kritisches Wort der Hoffnung"


RealAudioMP3 Papst Benedikt XVI. wird auch in Brasilien auf Landsleute treffen. Bis zu fünf Millionen Brasilianer haben deutsche Wurzeln. Das sagen zumindest einige Statistiken. Die Zahlen schwanken stark, zwei Millionen sind es aber mindestens. Zwischen 600.000 und eineinhalb Millionen Menschen nennen Deutsch gar ihre Muttersprache. Einer dieser Deutschbrasilianer ist Don Zeno Hastenteufel, Bischof von Novo Hamburgo. Seine Großeltern kommen vom Hunsrück und aus dem Saarland. Pater Max Cappabianca hat mit dem Kirchenmann aus dem Süden Brasiliens gesprochen.

„Das ist eine ganze deutsche Diözese, gegründet vor 25 Jahren. Aber die Stadt gibt es seit 1824, als die ersten deutschen Einwanderer nach Brasilien gekommen sind.“ Die deutsche Gemeinschaft in Brasilien ist ja sehr groß… „Ja, im Süden, ich bin von Porto Alegre 40 Kilometer entfernt. Dort wird deutsch gesprochen, und ab und zu muss man sogar deutsch predigen, denn es gibt viele ältere Leute, hauptsächlich Frauen, die kein portugiesisch sprechen. Sogar meine Mutter hört am liebsten deutsche Prediger."
Jetzt haben wir ja seit fast 500 Jahren zum ersten Mal wieder einen deutschen Papst, was hat das für die Deutschstämmigen hier für eine Bedeutung?
Die Deutschstämmigen waren zuerst ganz stolz darauf. Denn das war ja ein Erlebnis: ein deutscher Papst. Wir hatten in Brasilien – das muss man auch sagen – sehr Angst gehabt vor diesem Ratzinger. Er war immer gegen die Befreiungstheologie, und man hat ihn immer als einen sehr konservativen Mann angesehen. Aber ich hab`selbst schon, seit er Papst ist, mit ihm gesprochen - und es kommt uns jetzt wirklich so vor, als wäre er aufgrund seines vormaligen Amtes so ernst gewesen. Aber heute als Papst gefällt er uns sehr.“
Brasilien ist ein Land der Widersprüche. Es gibt Pracht und Reichtum, es gibt sehr arme Menschen. Ganz nah beieinander. Was glauben Sie, tut jetzt Not in diesem Moment?
„Ich würde sagen, er soll uns ein Wort der Hoffnung bringen. Wir müssen wirklich neue Hoffnung schöpfen. Unser Volk hatte immer Hoffnung gehabt auf eine neue Regierung, wenn einmal die Arbeitspartei an die Reihe kommt. Die ist es schon seit fünf Jahren an der Regierung, und die Hoffnung erfüllt sich doch nicht. Man hat weiter große Probleme im Sozialen, mit Armut und Schulden. Wenn er uns doch ein Wort der Hoffnung sagen könnte, dass unser armes Volk nicht mehr so unterdrückt leben muss.“
Also ein Wort, das auch durchaus kritisch sein darf? „Ja, das darf sein. Denn die Menschheit muss doch einsehen, dass es nicht möglich sein darf, wenn soviel Lebensmittel da sind, dass noch immer Leute an Hunger sterben müssen. Grundorientierung brauchen wir auch, im Glauben und auch im Leben. Aber trotzdem brauchen wir auch ein Wort in den sozialen Angelegenheiten.“

(rv 11.05.2007 bp/mc/gw)







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