Brasilien: Bischof, "Kritisches Wort der Hoffnung"
Papst Benedikt XVI.
wird auch in Brasilien auf Landsleute treffen. Bis zu fünf Millionen Brasilianer haben
deutsche Wurzeln. Das sagen zumindest einige Statistiken. Die Zahlen schwanken stark,
zwei Millionen sind es aber mindestens. Zwischen 600.000 und eineinhalb Millionen
Menschen nennen Deutsch gar ihre Muttersprache. Einer dieser Deutschbrasilianer ist
Don Zeno Hastenteufel, Bischof von Novo Hamburgo. Seine Großeltern kommen vom Hunsrück
und aus dem Saarland. Pater Max Cappabianca hat mit dem Kirchenmann aus dem Süden
Brasiliens gesprochen.
„Das ist eine ganze deutsche Diözese, gegründet vor
25 Jahren. Aber die Stadt gibt es seit 1824, als die ersten deutschen Einwanderer
nach Brasilien gekommen sind.“ Die deutsche Gemeinschaft in Brasilien ist ja sehr
groß… „Ja, im Süden, ich bin von Porto Alegre 40 Kilometer entfernt. Dort wird
deutsch gesprochen, und ab und zu muss man sogar deutsch predigen, denn es gibt viele
ältere Leute, hauptsächlich Frauen, die kein portugiesisch sprechen. Sogar meine Mutter
hört am liebsten deutsche Prediger." Jetzt haben wir ja seit fast 500 Jahren
zum ersten Mal wieder einen deutschen Papst, was hat das für die Deutschstämmigen
hier für eine Bedeutung? „Die Deutschstämmigen waren zuerst ganz stolz darauf.
Denn das war ja ein Erlebnis: ein deutscher Papst. Wir hatten in Brasilien – das muss
man auch sagen – sehr Angst gehabt vor diesem Ratzinger. Er war immer gegen die Befreiungstheologie,
und man hat ihn immer als einen sehr konservativen Mann angesehen. Aber ich hab`selbst
schon, seit er Papst ist, mit ihm gesprochen - und es kommt uns jetzt wirklich so
vor, als wäre er aufgrund seines vormaligen Amtes so ernst gewesen. Aber heute als
Papst gefällt er uns sehr.“ Brasilien ist ein Land der Widersprüche. Es gibt
Pracht und Reichtum, es gibt sehr arme Menschen. Ganz nah beieinander. Was glauben
Sie, tut jetzt Not in diesem Moment? „Ich würde sagen, er soll uns ein Wort
der Hoffnung bringen. Wir müssen wirklich neue Hoffnung schöpfen. Unser Volk hatte
immer Hoffnung gehabt auf eine neue Regierung, wenn einmal die Arbeitspartei an die
Reihe kommt. Die ist es schon seit fünf Jahren an der Regierung, und die Hoffnung
erfüllt sich doch nicht. Man hat weiter große Probleme im Sozialen, mit Armut und
Schulden. Wenn er uns doch ein Wort der Hoffnung sagen könnte, dass unser armes Volk
nicht mehr so unterdrückt leben muss.“ Also ein Wort, das auch durchaus kritisch
sein darf? „Ja, das darf sein. Denn die Menschheit muss doch einsehen, dass es
nicht möglich sein darf, wenn soviel Lebensmittel da sind, dass noch immer Leute an
Hunger sterben müssen. Grundorientierung brauchen wir auch, im Glauben und auch im
Leben. Aber trotzdem brauchen wir auch ein Wort in den sozialen Angelegenheiten.“