Nach dem Kentern eines
Bootes mit etwa 150 Flüchtlingen aus Haiti am vergangenen Freitag sind heute 54 Leichen
aus dem Meer geborgen worden. Nach Angaben der US-Küstenwache kippte das lange und
völlig überladene Boot um, als es von einem Polizeischiff abgeschleppt wurde. Als
sich das Unglück am Freitag ereignete, war das Boot noch gut 900 Kilometer von der
Küste der USA entfernt. Jedes Jahr wagen Hunderte Haitianer die gefährliche Überfahrt
übers offene Meer. Ein Phänomen, das Pater Jean Michal gut kennt. Er ist Seelsorger
in Cap Haitien:
„Die Leute wissen zwar, dass es unmöglich ist, nach Miami
zu reisen. Dennoch versuchen Hunderte von Haitianern diese beschwerliche Reise anzutreten
und bezahlen Unsummen von Geld, nur um auf ein katastrophales Boot zu kommen. Der
Mindestpreis beträgt 1000 US-Dollar."
Seit Januar hat die US-Küstenwache
mehr als 900 Bootsflüchtlinge abgefangen. Das schreckt aber die Leute auf der Insel
nicht ab.
„Eigentlich lieben die Haitianer ihr Land. Doch das große Problem
ist, dass sie keine Beschäftigung hier haben. In den vergangenen Jahren gab es so
viel Unruhe im Land. Doch jetzt, wo Ruhe eingekehrt ist, sollte es die Möglichkeit
geben, Geld für den Tourismus zu investieren. So wie es auf anderen karibischen Inseln
schon geschieht. Das wäre hier immerhin ein Anfang.“