Die Seele des brasilianischen Volkes bewahrt, so wie in ganz Lateinamerika, radikal
christliche Werte, die niemals ausgelöscht sein werden. Das sagte Papst Benedikt XVI.
bei seiner Ankunft in Sao Paolo auf dem internationalen Flughafen. Gläubige und Schaulustige
hatten dem Kirchenoberhaupt bei seinem ersten Besuch im nichteuropäischen Ausland
einen herzlichen Empfang bereitet. Benedikt wandte sich auf portugiesisch an den Präsidenten
Inacio Lula da Silva und das Empfangskomitee am Flughafen:
"Ich habe auch
die Gewissheit, dass die christliche Identität bei der Generalkonferenz des Episkopates
in Aparecida bestärkt werden wird, dass sie den Respekt vor dem Leben von der Empfängnis
bis zum natürlichen Tod fördern wird, wie das der menschlichen Natur eingeschrieben
ist. Die christliche Identität wird auch zur Achse der Solidarität vor allem mit den
Armen und Verlassenen werden."
Die Kirche wolle die moralischen Werte jeder
Situation bloß aufzeigen und die Bürger bilden, damit sie selbst bewusst und frei
entscheiden können, fuhr Benedikt fort. Er wies auf die Bedeutung der Familie als
Keimzelle der Gesellschaft hin, auf die Ausbildung für die Jugendlichen und auf die
Werte, die "in allen sozialen Schichten" ruhen, "besonders in den eingeborenen Bevölkerungen".
Im Anschluss an die Zeremonie brachte ein Hubschrauber den Papst zu einem
weiteren Flughafen; Sao Paolo ist mit19 Millionen Einwohnern die fünftgrößte Stadt
der Welt, 20 Kilometer im Wagen zurückzulegen, schien den Organisatoren nicht ratsam.
Am Ziel nahm der Bürgermeister Sao Paolos den Papst in Empfang und überreichte ihm
symbolisch die Schlüssel der Stadt. Im Papamobil fuhr Benedikt danach durch stärker
werdenden Regen zum Kloster Sao Bento, das ihm für die Zeit seines Aufenthaltes in
der Stadt als Unterkunft dienen wird. Tausende Menschen ließen es sich nicht nehmen,
mit Schirmen und Regenjacken dem Wetter zu trotzen und ihren Papst singend zu feiern.
Sao Bento ist eine der ältesten Stätten Sao Paolos. In seiner heutigen äußeren
Gestalt geht das Kloster auf den bayerischen Architekten Richard Berndl zurück, der
es 1914 errichtete. Die erste Benediktinerkirche an diesem Ort entstand allerdings
vor mehr als 400 Jahren. Heute umfasst der Komplex ein benediktinisches Kloster, ein
Kolleg und die Basilika Unserer Heiligen Frau.
Vom Balkon des Klosters aus
bedankte sich Benedikt für die herzliche Aufnahme durch die Brasilianer.
"Diese
Tage werden für euch alle und für die Kirche voller Emotionen und Freude sein. Das
ist eine Kirche, die feiert! In allen Winkeln der Welt betet man für die Früchte dieser
Reise, die erste Pastoralvisite in Brasilien und Lateinamerika, die mir als Nachfolger
Petri die Vorsehung zugesteht. Die Heiligsprechung von Fra Galvao und die Eröffnung
der Fünften Konferenz des Episkopates von Lateinamerika und der Karibik werden Meilensteine
der Kirchengeschichte sein. Ich zähle auf euch und euer Gebet!"
Am Donnerstag
stattet Papst Benedikt protokollgemäß dem Präsidenten einen Höflichkeitsbesuch ab.
Danach gibt es ein Treffen mit anderen Konfessionen im Kloster Sao Bento und ein Mittagessen
mit dem Präsidium der brasilianischen Bischofskonferenz. Ein erster Höhepunkt dann:
das Treffen mit Jugendlichem im Stadion von Pacaembu um 18 Uhr Ortszeit.