„Das Glas ist halb
voll, nicht halb leer.“ Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland,
Bischof Wolfgang Huber, hat nach seinem Besuch bei Papst Benedikt XVI. ein positives
Fazit gezogen. Ein offenes Gespräch sei es gewesen, geprägt von wechselseitigem Interesse,
so Huber im Anschluss – mehr als ein Höflichkeitsbesuch. „Es war im Kern ein
sehr inhaltlich gehaltvolles Gespräch, nach dem ich mit bekräftigter Zuversicht sage,
bei allen Schwierigkeiten, die wir erkennen, geht es ökumenisch weiter, das bedeutet
nicht, dass Unterschiede nivelliert werden oder keine Rolle mehr spielen, das bedeutet,
und das ist das wichtigere, dass wir mit Klarheit sagen, was unsere gemeinsame Aufgabe
und was der gemeinsame Kern unseres christlichen Bekenntnisses ist. Über konkrete
Schritte und mittelfristige Ziele hatte Huber, eigenen Angaben zufolge, im Vorfeld
im Einheitsrat und mit dem vatikanischen Ökumenechef Kardinal Walter Kasper gesprochen.
Im Vier-Augen-Gespräch mit dem Papst sei es dagegen um die gemeinsame Basis des Glaubens
gegangen. „...bei bleibenden Differenzen und unterschiedlichen Profilen, die
uns natürlich allen bewusst sind. Aber das ist genauso wie mit dem halb vollen und
halb leeren Glas. Ich finde, dass die gemeinsame Substanz dessen, was wir ökumenisch
miteinander bedenken und bewegen doch beachtlich ist.“ Positiv beurteilt wurde
im Gespräch auch die gegenseitige Anerkennung der Taufe. Dieser Schritt sei ein sinnhaftes
Beispiel für den gemeinsamen Weg, so Huber: „Also nicht von Abgrenzungen auszugehen,
sondern von der gemeinsamen Aufgabe, das Gottesbewusstsein in unserer Welt zu stärken,
dieser gemeinsamen Aufgabe haben wir uns vergewissert und uns auch darin bestärkt.“ Zum
Thema Abendmahl und gemeinsame Gottesdienste habe er auf die „Dringlichkeit der Fragen“
und die „beunruhigenden Konsequenzen“ gerade gemischtkonfessioneller Paare hingewiesen,
so Huber: „Der Papst hat darauf geantwortet, dass wir die Dringlichkeit dieser
Frage Ernst nehmen und nach Lösungen dieser Frage in Demut suchen müssten. … Demut
heißt, offen zu sein für neue Führungen des Heiligen Geistes und für neue Einsichten.“ Auch
auf der Tagesordnung: die Lage der Christen im Heilige Land. Der Papst habe betont,
wie wichtig Besuche – so wie der jüngste der EKD - in dieser Region wären, ohne jedoch
auf eigene Reisepläne einzugehen. „Wir waren uns einig darin, dass die Vorstellung,
ein Heiliges Land ohne gelebten christlichen Glauben, das wäre eine Vorstellung, die
den christlichen Glauben selbst tief angreifen würde, das wäre nicht nur eine soziologische
Feststellung. Und damit verbindet sich natürlich die Verantwortung für Friedensprozesse
in der Region.“ Der Papst habe ausdrücklich das Engagement der evangelischen
Kirche für den Dialog mit dem Islam in Deutschland gewürdigt. Zum Verhältnis im ökumenischen
Gespräch zwischen Orthodoxie und protestantischer Kirche habe der Papst auf die Sorgen
der evangelischer Seite reagiert: „Er hat ein Bild davon, dass diese beiden
Dialoge sich nicht wechselseitig im Wege stehen, sondern dass sie sich ergänzen, und
er hat sehr deutlich die Hoffnung zum Ausdruck gebracht, sie sich eines nicht allzu
fernen Tages wirklich erfahrbar wechselseitig befruchten.“ (rv 04.05.2007 bp)