Bei den Christen im
Nordirak macht sich eine Art „Titanic-Stimmung“ breit: Man blickt fatalistisch in
die Zukunft und fühlt sich vom Westen vergessen und verraten. Das sagte eine katholische
Delegation aus Österreich bei ihrer Rückkunft aus dem Nordirak. Mit dabei war der
Vorsitzende der „Initiative Christlicher Orient“, Hans Hollerweger. Er sagt, die Lage
der christlichen Flüchtlinge im Nordirak gebe eigentlich auch Anlass zur Hoffnung.
„Hier könnte gerade im Nordirak viel geschehen, vor allem für jene, die
in diesen vielen Flüchtlingslagern leben. Damit sie neben der Grundversorgung, die
sie ja erhalten, doch auch manches aufbauen können, gerade im landwirtschaftlichen
Bereich. Und diese Flüchtlinge sind noch im Land, nicht wie andere, die nach Syrien
geflüchtet sind. Sie sind sogar vielfach in ihren eigenen Dörfern, die Saddam Hussein
zerstört hat und die jetzt von der kurdischen Regierung wieder aufgebaut werden. Ein
Teil wird sicher wieder nach Bagdad zurückkehren, und ein Teil wird sicher auch ins
Ausland flüchten, was man in jedem Fall verhindern soll – und vielleicht ist es hier
leichter, sie zu ermutigen, im eigenen Land zu bleiben.“
Auf einer politischen
Ebene würden die Kurden im Nordirak die Unterstützung der Christen brauchen, um in
ihren Bemühungen nach einem eigenen Staat voranzukommen, sagt Hollerweger. Das sei
mit ein Grund für die gute Behandlung der christlichen Flüchtlinge durch die Kurden.
„Man muss bedenken, die Kurden haben rundherum nur Feinde: Die Türkei ist
gegen einen eigenen Staat, genauso der Iran, ebenso die Araber, ob Sunniten und Schiiten
im Süden. Da haben sie nur die Christen, die sie sich als Freunde aufbauen können,
während sie früher nicht pro-christliche waren. Aber jetzt ist es ganz eindeutig.
In jedem dieser Flüchtlingslager ist eine christliche Kirche in Bau, sie bauen eine
theologische Fakultät, sie bezahlen sogar Gehälter von Priestern und Schwestern –
hier wird alles getan, um die Christen für sich zu gewinnen.“ (rv 04.05.2007
gs)