Vatikan: P. Jaeger, Abkommen mit Israel „möglich und notwendig“
Der Heilige Stuhl
und Israel haben es nicht immer leicht miteinander. Zuletzt kam es wegen einer Darstellung
Pius XII. in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem zu Verstimmungen. Auch der diplomatische
Prozess zwischen den beiden Staaten scheint gelegentlich ins Stocken zu geraten. Nun
sollen die Verhandlungen nach Agenturangaben doch weitergehen, und zwar am 21. Mai.
Wir haben dazu den israelischen Ordensmann David Maria Jaeger interviewt. Mario Galgano
wollte von dem Nahost-Spezialisten und heutigen Kirchenrechtsprofessor in Rom zunächst
wissen, welche Rolle die Katholiken heute im Heiligen Land haben:
„Die Katholiken
sind ein Teil der palästinensischen Gemeinschaft und sie bringen ihre Perspektiven
und ihre Überzeugungen sowie ihr reiches Erbe aus der Religion und der Moral in die
palästinensische Identität und in die nationale Konstruktion ein. Darüber hinaus gibt
die katholische Kirche als Institution einen spezifischen Beitrag durch ihre Schulen
und Universitäten wie beispielsweise in Bethlehem. Dazu gehören auch Krankenhäuser
und Wohlfahrtsinstitutionen. Kurz gesagt: Die katholische Kirche macht viel mehr für
die palästinensische Bevölkerung, als Zahlen und Statistiken dies zeigen könnten.“
Welche
Schritte würden Sie für eine Friedenslösung zwischen Israelis und Palästinenser vorschlagen?
„Der
Friede muss und kann nur durch ein Friedensabkommen erreicht werden. Denn nur durch
ein Abkommen kann ein palästinensischer Staat existieren. Daher muss es eine gegenseitige
Anerkennung sowie gegenseitige Regelung der Verhältnisse geben. Das ist die grundlegende
Bedeutung des Begriffs Friedensabkommen.“
Wie können dabei die Katholiken
auf der Welt den Christen im Heiligen Land helfen?
„Die Kustodie im Heiligen
Land repräsentiert die Universalkirche in den Heiligen Orten, an denen unser Erlöser
wirkte. Seit mehreren Jahrhunderten hat der Heilige Stuhl einen Kustos im Heiligen
Land. Außerdem ist die Kirche im Heiligen Land für den Unterhalt der verschiedenen
Institutionen sowie die Hilfe für Pilger verantwortlich. Die Katholiken auf der Welt
helfen durch die Karfreitags-Kollekte den Christen im Heiligen Land. Doch die Kollekte
alleine deckt nur einen kleinen Teil der Hilfe. Daher sind freiwillige Spenden sehr
wichtig.“
Wie sieht im Augenblick das Verhältnis zwischen dem Staat Israel
und dem Heiligen Stuhl aus?
„Es gibt Verhandlungen, die bereits seit mehreren
Jahren laufen. Ihr Ziel ist es, ein normatives System auf die Beine zu stellen, das
alle Rechte und Freiheiten der Kirche aufzählt. Dies kann nur durch Abkommen mit dem
Staat Israel geschehen. Dieser Weg ist aber sehr schwierig. Doch mir scheint, dass
die katholische Kirche diesen Weg mit Bestimmtheit gehen möchte. Von beiden Seiten
gibt es das Vertrauen, dass dies alles möglich und notwendig ist. Doch – wie gesagt
– das alles scheint nicht sehr einfach zu sein.“