Ö: Nuntius, Europa muss seinen Ursprung wiederfinden
Wie soll der Westen
seiner größten Bedrohung, dem Terrorismus, begegnen? Der Apostolische Nuntius in Österreich
Edmond Farhat weiß Rat. Bei einem Vortrag im Wiener Kardinal-König-Haus vor wenigen
Tagen legte der libanesische Erzbischof die Besinnung auf die eigenen, christlichen
Wurzeln an Herz. „Die einzige Waffe, die gegen den Terrorismus wirksam sein
kann, ist die Waffe der Kultur. Die Kultur aber braucht Zeit, Menschen und Geld. Es
fehlt nicht an Zeit, Menschen und Geld. Das Problem ist: Sie werden falsch eingesetzt.
Es fehlt der Eifer, die Geduld und die Hoffnung, dass der Samen sterben muss, um Frucht
zu bringen.” Der Nah-Ost Kenner zeigt sich besorgt: „Wenn die europäische
Welt, die Gesellschaft, Kultur, Politik und Forschung nicht ihren transzendentalen
Ursprung wieder findet, so wird sich der radikale Islam in Europa kolossal ausbreiten
und mächtig regieren. Dies wird jedoch kein Verdienst sein – weder für Europa noch
für den Islam selbst.” Die Situation der Christen im Nahen Osten werde immer
unerträglicher: Laut Kirche in Not seien 1,2 Millionen Iraker nach Syrien und in die
Türkei geflohen – darunter 200.000 Christen. In der Türkei seien Gewalttaten und Morddrohungen
gegen Christen an der Tagesordnung, die Unterdrückung christlicher Intellektueller
keine Seltenheit. Um einzulenken, müssen die Christen in Europa ihr Profil stärken,
so der Nuntius: „Wir müssen versuchen, einem demographischen Rückgang der Christen
im Nahen Osten entgegenzusteuern. Aber auch hier im westlichen Europa ist leider ein
demographischer Dammbruch zu verzeichnen. Es fehlt an Familien mit Kindern, und auch
die Anzahl praktizierender Christen schwindet dahin. So entsteht ein neues Vakuum,
das durch das Vordringen vieler Immigranten nach Europa gefüllt wird, von denen eine
Mehrzahl muslimisch geprägt ist.” (rv) (rv 28.04.2007 sis)