Die Bischöfe Nigerias kritisieren den Verlauf der Präsidentschaftswahlen vom vergangenen
Sonntag. Diese Wahlen seien „weder frei, noch gerecht, noch glaubwürdig“ gewesen,
heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung der nigerianischen Bischofskonferenz und
der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch von gestern Abend. Der oberste Wahlbeobachter
der katholischen Kirche war Obiora Francis Ike, der das "Catholic Institute for Development,
Justice and Peace" leitet.
„Die Bischöfe kritisieren die Tatsache, dass
die Wahl nicht genug vorbereitet war. Obwohl die katholische Kirche über 30.000 Leute
als Wahlbeobachter zur Verfügung gestellt hat, gab es eine Menge Mankos: Papiere kamen
nicht rechtzeitig, einige Leute stahlen Wahlurnen und Kriminelle schikanierten Wähler.“
Die
Wahl hat nach offizieller Version Umaru Yar`Adua gewonnen, der jetzige Ministerpräsident
der Region Katsina State.
„Die katholische Kirche wird mit jedem guten
Mann an der Spitze Nigerias einverstanden sein, egal welche Religion er hat. Umaru
Yar`Adua ist ein gemäßigter Muslim, ein ganz bescheidener Mensch, bis jetzt nicht
stark in Erscheinung getreten. Aber in seinem Bundesland hat er sich als nichtkorrupt
gezeigt, und die katholische Kirche könnte mit ihm zusammenarbeiten, wenn er als Wahlsieger
herauskommt.“
Mit ihrer Kritik am Wahlvorgang habe die nigerianische Kirche
nicht gesagt, sie erkenne das Ergebnis nicht an, betont Ike.
„Es ist schade,
dass wir in der Demokratie in Nigeria immer noch einen langen Weg brauchen. Aber das
ist eben so: Ein Land mit 350 Sprachen, 350 ethnischen Gruppen, riesig groß, viermal
die Fläche Italiens – das ist nicht leicht zu regieren, noch dazu nach über 30 Jahren
Militärregierung. Demokratie braucht Zeit. Und das ist das erste Mal, dass wir von
einer Zivilregierung zu einer anderen übergehen. Ich denke, dass die erkannten Probleme
bei einer nächsten Wahl verbessert werden müssen. Aber wichtig ist eine Glaubwürdigkeit
seitens der politischen Führung.“ (rv 26.04.2007 gs)