2007-04-25 12:40:07

„Afrikas Zukunft ist auch unsere Zukunft“. Ein Beitrag von H.-H. Horstmann, deutscher Botschafter am Vatikan


RealAudioMP3 Sehr verehrte Hörerinnen und Hörer,
die erste Etappe der deutschen EU-Ratspräsidentschaft war ein Erfolg. Zwei wichtige Ziele haben wir erreicht: In der Energie- und Klimapolitik konnten wir konkrete und bindende Vereinbarungen zu mehr Energieeffizienz und stärkeren Klimaschutz erreichen. Mit der Berliner Erklärung haben wir uns verpflichtet, die Europäische Union bis 2009 auf eine erneuerte gemeinsame Grundlage zu stellen, d.h. Deutschland wird noch im Juni während unserer Präsidentschaft einen konkreten Fahrplan vorschlagen. Der Fahrplan hat zum Ziel, dass bis zum Frühjahr 2009 die Substanz des bereits von der Mehrheit der EU-Mitgliedstaaten ratifizierten Verfassungsvertrages in Kraft treten kann. Dies ist für alle EU-Mitgliedstaaten eine Herausforderung, die wir gemeinsam meistern müssen, um ein effizientes und transparentes Zusammenwirken von Mitgliedstaaten, Kommission und Parlament in der Europäischen Union sicherzustellen: wir müssen unsere Handlungsfähigkeit als globaler Partner erhalten und stärken.
Deutschland hat am 1.1.2007 für ein Jahr den Vorsitz der G8 übernommen. Bereits der deutsche Vorsitz in EU und G8 im Jahr 1999 war ein Erfolg. Zu den G8 gehören: Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada, die USA, Russland und auch die Europäische Kommission nimmt an den Sitzungen teil.
Unsere G8-Präsidentschaft steht unter dem Motto "Wachstum und Verantwortung".
Vom 6. bis 8. Juni 2007 werden sich die acht Staats- und Regierungschefs treffen. Im Mittelpunkt dieser Begegnung stehen die Themen "Ausgestaltung der globalisierten Weltwirtschaft" und "Entwicklung Afrikas". Die globale Weltwirtschaft können wir nur in Partnerschaft gestalten. Neben den G8-Staaten werden daher auch China, Indien, Brasilien, Mexiko und Südafrika zu einem erweiterten Dialog eingeladen. Sie sind bereits in die Vorbereitungsarbeiten eingebunden.
Ein zentrales Anliegen unserer Präsidentschaft ist Afrika – ein Kontinent, mit dem wir Europäer eng verbunden sind. Afrikas Zukunft ist auch unsere Zukunft. Wir werden die Bemühungen um die wirtschaftliche Entwicklung des Kontinents, um die Bekämpfung der Armut und insbesondere um den Kampf gegen HIV/Aids und für Gesundheit und Bildung verstärken.

Afrika ist kein "verlorener" Kontinent.

Wir bieten den reformwilligen afrikanischen Staaten eine breite politische Partnerschaft an. An der G8-Konferenz werden daher u.a. auch Senegal, Ägypten, Algerien, Nigeria, Südafrika und Ghana teilnehmen. Ich bin zuversichtlich: die afrikanischen Staaten werden Strukturen entwickeln, die private Investitionen erleichtern, d.h.: mehr Demokratie, weniger Korruption, mehr Eigenverantwortung, mehr Souveränität über Rohstoffe.

Bei dem G8-Treffen wollen wir eine Klimaschutz-Vereinbarung verhandeln, die von 2012 an die Vereinbarung von Kyoto ablösen soll. Wir brauchen dringend ein neues Signal für einen verstärkten weltweiten Klimaschutz.

Wir werden auch aktuelle außen- und sicherheitspolitische Fragen behandeln. Themen werden u.a. sein: Nahost sowie Kosovo, Afghanistan, Iran, Sudan und Nordkorea.

Die Verknüpfung der EU-Ratspräsidentschaft und des G8-Vorsitzes in diesem Jahr bedeutet für uns die Chance, Europa als globalen Akteur noch sichtbarer zu gestalten und uns mit unseren Werten in die internationale Gemeinschaft einzubringen. Die Europäische Union und auch die G8 sind keine exklusiven Klubveranstaltungen, sondern sowohl die EU als auch die G8 wollen inklusiv ihrer Mitverantwortung für die globale Sicherheit gerecht werden. Die Interessen der Bundesregierung und des Heiligen Stuhls sind identisch: Ziel aller Politik muss es sein, jedem Menschen durch eine nachhaltige Entwicklung und eine gerechte Gestaltung der Globalisierung die ihm zustehende Würde zukommen zu lassen.

Dies zeigt auch der vor wenigen Tagen veröffentlichte Briefwechsel zwischen Papst Benedikt XVI. und Bundeskanzlerin Merkel. Darin wird deutlich, dass der Heilige Vater und die Kirche sich nach Kräften bemühen, die globalen Probleme wie z.B. die Verschuldung der am wenigsten entwickelten Staaten zu bekämpfen. Ihr Einsatz gilt auch der Verbesserung des Zugangs dieser Staaten zu den Märkten der entwickelten Welt, also Problemen, um die sich Deutschland als G8-Vorsitz besonders kümmert. Wir freuen uns über diese Übereinstimmung mit dem Heiligen Stuhl.
(rv 25.04.2007 mg)








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