Menschen sollen nicht
„durch“ die Hand eines anderen Menschen sterben, sondern „an“ der Hand eines anderen:
An dieses Wort von Kardinal Franz König erinnerte Kardinal Christoph Schönborn am
Wochenende bei der Eröffnung der Internationalen Hartheim-Konferenz. Sie steht unter
dem Motto: „Sinn und Schuldigkeit. Fragen zum Lebensende“. Die Forderung Königs müsse
auch bei der Erarbeitung einer neuen österreichischen Verfassung immer wieder in Erinnerung
gerufen werden, so Schönborn. Der österreichische Allparteienkonsens bei der Ablehnung
direkter „Sterbehilfe“ sowie zur Förderung von Sterbebegleitung und Hospizbewegung
hat aus seiner Sicht eine „europaweite Vorbildfunktion“. Der Wiener Erzbischof
sprach sich für eine „Wiederentdeckung der 'Kunst des Sterbens', der 'Ars moriendi'“
aus. In einer Zeit, in der allerorts die Debatten um aktive Sterbehilfe in Gang sind,
sei es „dringend geboten“, die Frage des Lebensendes erneut „in die Mitte der gesellschaftlichen
Diskussion“ zu holen. Im Angesicht des Todes seien „die meisten Menschen heute hilflos,
sprachlos und gestenlos“, so Kardinal Schönborn. Eine bewusste Auseinandersetzung
mit dem eigenen Sterben müsse diese Sprachlosigkeit aufgreifen und dem „Sprechen über
den Tod“ wieder Bedeutung geben. Im Blick auf die Gräueltaten, die während des
Nationalsozialismus in Schloss Hartheim an behinderten Menschen verübt wurden, betonte
Kardinal Schönborn, dass „eine Gesellschaft, in der behinderte Menschen keinen Platz
mehr finden, selbst eine behinderte Gesellschaft ist“. Ihr fehle „ein Maß an Menschlichkeit“,
so Schönborn, der auf die Tendenz verwies, ungeborene Kinder bei Verdacht auf Behinderung
zu eliminieren. Der deutsche Moraltheologe Eberhard Schockenhoff warnte gestern
beim Abschluß der Konferenz vor einem verkürzten Freiheitsbegriff. Das zentrale Argument
der Euthanasiebefürworter, die Berufung auf die Autonomie des Menschen, sei „philosophisch
inkonsistent“. Menschliche Freiheit erschöpfe sich nicht, so Schockenhoff, in der
von Euthanasiebefürwortern unterstellten „Autarkie“, sondern wisse sich eingebettet
in zwischenmenschliche Verhältnisse der Fürsorge und der Verantwortung für den Nächsten.
(pm
23.04.2007 sk)
In unserem Audio-Angebot: Auszüge aus den Beiträgen von Kardinal
Schönborn und Prof. Schockenhoff. Quelle: G. Pulling, Radio Omega Wien