2007-04-23 11:32:37

Österreich: Die Konferenz von Hartheim


RealAudioMP3 Menschen sollen nicht „durch“ die Hand eines anderen Menschen sterben, sondern „an“ der Hand eines anderen: An dieses Wort von Kardinal Franz König erinnerte Kardinal Christoph Schönborn am Wochenende bei der Eröffnung der Internationalen Hartheim-Konferenz. Sie steht unter dem Motto: „Sinn und Schuldigkeit. Fragen zum Lebensende“. Die Forderung Königs müsse auch bei der Erarbeitung einer neuen österreichischen Verfassung immer wieder in Erinnerung gerufen werden, so Schönborn. Der österreichische Allparteienkonsens bei der Ablehnung direkter „Sterbehilfe“ sowie zur Förderung von Sterbebegleitung und Hospizbewegung hat aus seiner Sicht eine „europaweite Vorbildfunktion“.
Der Wiener Erzbischof sprach sich für eine „Wiederentdeckung der 'Kunst des Sterbens', der 'Ars moriendi'“ aus. In einer Zeit, in der allerorts die Debatten um aktive Sterbehilfe in Gang sind, sei es „dringend geboten“, die Frage des Lebensendes erneut „in die Mitte der gesellschaftlichen Diskussion“ zu holen. Im Angesicht des Todes seien „die meisten Menschen heute hilflos, sprachlos und gestenlos“, so Kardinal Schönborn. Eine bewusste Auseinandersetzung mit dem eigenen Sterben müsse diese Sprachlosigkeit aufgreifen und dem „Sprechen über den Tod“ wieder Bedeutung geben.
Im Blick auf die Gräueltaten, die während des Nationalsozialismus in Schloss Hartheim an behinderten Menschen verübt wurden, betonte Kardinal Schönborn, dass „eine Gesellschaft, in der behinderte Menschen keinen Platz mehr finden, selbst eine behinderte Gesellschaft ist“. Ihr fehle „ein Maß an Menschlichkeit“, so Schönborn, der auf die Tendenz verwies, ungeborene Kinder bei Verdacht auf Behinderung zu eliminieren.
Der deutsche Moraltheologe Eberhard Schockenhoff warnte gestern beim Abschluß der Konferenz vor einem verkürzten Freiheitsbegriff. Das zentrale Argument der Euthanasiebefürworter, die Berufung auf die Autonomie des Menschen, sei „philosophisch inkonsistent“. Menschliche Freiheit erschöpfe sich nicht, so Schockenhoff, in der von Euthanasiebefürwortern unterstellten „Autarkie“, sondern wisse sich eingebettet in zwischenmenschliche Verhältnisse der Fürsorge und der Verantwortung für den Nächsten.

(pm 23.04.2007 sk)

In unserem Audio-Angebot: Auszüge aus den Beiträgen von Kardinal Schönborn und Prof. Schockenhoff. Quelle: G. Pulling, Radio Omega Wien







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