Ein Geburtstag ist
für die Kirche, streng genommen, kein Anlass zu Feierlichkeiten. Beim 80. Geburtstag
eines Papstes kann man aber eine Ausnahme machen - wenngleich das Festprogramm für
Benedikt XVI. eher als Zugeständnis auf Anfragen „von außen“ zustande kam, wie Papst-Sekretär
Georg Gänswein uns vergangene Woche im Interview verriet. Die vatikanischen Büros
sind heute geschlossen, Papst Benedikt hat seinen Angestellten zu seinem 80. Geburtstag
frei gegeben.
Der Vormittag ist für Benedikt XVI. auf den ersten Blick eher
unauffällig verlaufen: Gottesdienst, Arbeitszeit, Audienzen. Dennoch ist es kein Tag
wie jeder andere. Nach der Messe und vor dem Frühstück dürfte die päpstliche Familie,
also Benedikts engstes Umfeld, dem Geburtstagskind ihre feierliche Überraschung bereitet
haben. Das zumindest war laut Georg Gänswein geplant. Auch das Audienzprogramm verrät
festliche Abweichungen ins Heimatliche: Um 11:00 Uhr überreichte Bayerns Noch-Ministerpräsident
Edmund Stoiber persönliche Geburtstagsgrüße, danach Harry Carstensen, der Ministerpräsident
Schleswig-Holsteins. In der Sala Clementina sodann empfing Papst Benedikt Kardinal
Friedrich Wetter, den apostolischen Administrator von München und Freising, mit einer
50-köpfigen Delegation des Münchner Metropolitankapitels. Um 13:00 Uhr lud das Kardinalskollegium
das Geburtstagskind zum Mittagessen im prächtigen, selten genutzten Herzogssaal (Sala
Ducale) im apostolischen Palast. Abends um 18:00 Uhr wird Papst Benedikt einem Geburtstagskonzert
in der Audienzhalle beiwohnen. Der erst 25-jährige Venezolaner Gustavo Dudamel dirigiert
dabei das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR zu Ehren des deutschen Papstes,
Solistin ist die junge amerikanische Star-Geigerin Hilary Hahn. Auf dem Programm stehen
Werke von Antonín Dvořák, Giovanni Gabrieli und eingangs – unvermeidlich – von Wolfgang
Amadeus Mozart: Papst Benedikt gilt als großer Verehrer des Salzburger Komponisten.
Im Anschluss an die Darbietung wird sich Papst Benedikt in einer kurzen Dankesrede
an Künstler und Publikum wenden.
Das Buch „Jesus von Nazareth“, das Papst Benedikt
heute der Öffentlichkeit schenkt, erscheint auf Deutsch in einer Auflage von 250.000
Exemplaren. Der Herder-Verlag musste allein aufgrund von Vorbestellungen 100.000 Exemplare
nachdrucken. Auch der „L`Osservatore Romano“ erscheint heute mit einem deutlichen
Schwerpunkt: Acht Seiten der vatikanischen Tageszeitung auf Italienisch widmen sich
dem Geburtstag des Papstes. Unter den Gratulanten, deren Stimme der „Osservatore“
eingeholt hat, befinden sich etwa Kardinal Stanislaw Dziwisz, Erzbischof von Krakau,
und Georg Ratzinger, der Bruder des Papstes. (rv 16.04.2007 gs)