"Europa muss aufwachen, Europa muss sich neu auf seine christliche Herkunft besinnen,
sonst wird es keine Zukunft haben.“ Das meinte Kurienkardinal Walter Kasper gestern
Abend im Rottenburger Dom, wo er zu seinem 50-jährigen Priesterjubiläum einen Festgottesdienst
feierte. Man könne „angesichts der wahrlich nicht rosigen Situation des Glaubens in
unserem Land keiner naiver Optimist“ sein, so Kasper. Aber als Christ könne man auch
kein Pessimist sein. Der Osterglaube bedeute, dass mit Jesus Christus „der neue Anfang
unumstößlich gesetzt“ sei. „Nicht der Hass und die Gewalt, auch nicht die heute so
grassierende Gleichgültigkeit werden siegen, sondern die Wahrheit und die Liebe“,
sagte der Kardinal. Zeichen dafür seien ungezählte aus ihrem Glauben heraus engagierte
Menschen, von denen „normalerweise nichts in der Zeitung“ stehe. Das begründe eine
Hoffnung, unterstrich Kardinal Kasper, die „dem heutigen gängigen Defaitismus“ widerspreche.
Sie stehe auch im Gegensatz zu „jenem unterschwelligen Nihilismus, der sich breit
macht und in den Seelen einnistet und meint: es hat doch alles keinen Sinn.“ Das Gute,
davon ist Kasper überzeugt, „und sei es noch so unscheinbar, ist nie umsonst“.
Als
herausragenden theologischen Wissenschaftler und glaubwürdigen Priester hat der Mainzer
Kardinal Karl Lehmann Kasper gewürdigt. Bei einem Gottesdienst in Kaspers Heimatstadt
Wangen im Allgäu meinte Lehmann heute, die Nöte aufgrund der Zerrissenheit und Gespaltenheit
der Christen hätten es Kasper früh angetan.
Der 1933 geborene Kasper wurde
am 6. April 1957 in Rottenburg zum Priester geweiht. Derzeit leitet er den Päpstlichen
Rat zur Förderung der Einheit der Christen.