Alice Schwarzer, "Mir gefallen die Äußerungen des Papstes zum Thema Sexualität
„Frische und Mut bei
heißen Themen“ – das wünscht die deutsche Feministin, Alice Schwarzer, Papst Benedikt
zum Geburtstag. Die päpstlichen Äußerungen in puncto Liebe und Sexualität klingen
ihr noch positiv im Ohr: Es kommt was in Bewegung – Zentimeter für Zentimeter, hofft
Alice Schwarzer. Unsere Redakteurin Silke Schmitt hat mit ihr gesprochen.
„Also
herzlichen Glückwunsch, Heiliger Vater, ich hoffe, dass Sie die Frische und den Mut,
mit dem Sie so viele heiße Themen angefasst haben, in den ersten Monaten beibehalten
werden. Aber da habe ich keine Zweifel.“
Dieser Papst bewege etwas, so
Schwarzer:
„Ich habe mit großem Interesse festgestellt, dass er nicht gezögert
hat, sich kritisch zu äußern zum politisierten Islam. Das ist ein Problem, das mich
seit dreißig Jahren tief bewegt – weil ich das für eine große Gefahr halte für alle
Menschen, aber vor allem für die Frauen und zuallererst für die muslimischen Frauen.
Weil dies ein Kurswechsel ist im Vatikan, habe ich das besonders registriert, und
ich sehe, dass der Papst auf diesem Weg weitergeht. Nicht nur einige wenige Male hat
er gezeigt, dass er wirklich entschlossen ist zur Auseinandersetzung. Und das ist
sehr gut!“
Besonders schätze Schwarzer an Benedikt,…
„…, dass
er als Intellektueller sehr differenziert und sehr genau ist. Mir haben zum Beispiel
die Äußerungen über Liebe und Sexualität gefallen, weil sie auch sehr menschlich sind.
Und daran knüpfe ich die Hoffnung, dass dieser Papst sich vielleicht etwas mehr als
seine Vorgänger auch unseren Problemen, den Problemen der Frauen stellen wird. Er
hat ja am Karfreitag in seiner Rede das Los der gequälten Frauen explizit erwähnt
und auch die unwürdigen Stammesriten. Aber ich meine dass auch die katholische Kirche
endlich an diesen heißen Punkt dran muss, nämlich den, der sexuellen Gewalt.
Kann
man von diesem Papst noch etwas erwarten? Alice Schwarzer:
„Wir sind ja
nicht sehr verwöhnt mit der katholischen Kirche und schon gar nicht mit dem Vatikan.
Und mit voranschreitendem Leben habe ich gelernt, die Dinge realistisch zu sehen.
Ich finde in Relation zu den vergangenen Jahrzehnten kommen von diesem Papst mehr
Signale, als wir gewohnt sind - und ein sehr genaues Hinsehen in allen Äußerungen.
Und da habe ich die Hoffnung, dass der Papst sowohl intellektuell wie politisch, wie
auch menschlich, die Redlichkeit haben wird, die Realität von Frauen nicht weiterhin
so stark auszublenden.“ (rv 13.04.2007 mc)