Die Christen im Irak
trauen sich kaum noch auf die Straße. Islamisten bombardieren ihre Kirchen und kidnappen
ihre Kinder. Immer wieder werden Christen ermordet. Erst vor wenigen Tagen wurden
im nordirakischen Kirkuk zwei katholische Frauen überfallen. Die ökumenische Stiftung
"Pro Oriente" und die "Initiative Christlicher Orient" haben von Wien aus zu mehr
Solidarität mit den Christen im Irak aufgerufen. Bei einem Benefizkonzert in der Wiener
Jesuitenkirche beschrieb "Pro Oriente"-Präsident Hans Marte die Lage der Christen
so:
„Für die Christen geht es um das nackte Überleben in einem Land, wo
sie seit apostolischer Zeit leben. Die Zahl der Christen hat sich allein in den letzten
drei Jahren von vier Prozent auf kaum zwei Prozent halbiert. Vor einigen Jahren betrug
sie noch ein Viertel der Bevölkerung.“
Die Hatz gegen religiöse und ethnische
Minderheiten kommt aus den Moscheen. Vor allem Christen werden als Gotteslästerer
betrachtet, aber auch als Angehörige einer wohlhabenden Klasse verfolgt. Darum sind
sie überdurchschnittlich oft Opfer von Entführern und Erpressern. In den Städten wird
kaum noch Gottesdienst gehalten, weil eine volle Kirche ein einfaches Ziel für Anschläge
fanatischer Islamisten ist. "Pro Oriente"-Präsident Hans Marte sagt dazu: „Die
Christen sind vor allem betroffen. Als eine kleine, wehrlose Gruppe werden sie im
Süden des Landes systematisch verfolgt, gekidnappt und ermordet. Kirchen werden zerstört.
Viele finden im autonomen Kurdengebiet Zuflucht, wo es dank entsprechender Maßnahmen
der kurdischen Regierung noch verhältnismäßig ruhig ist. Doch die Ermordung zweier
Katholikinnen vor einigen Tagen hat auch bei der christlichen Bevölkerung in der nordirakischen
Stadt Kirkuk Panik ausgelöst.“
Von den 700.000 Christen,
die im Irak leben, sind über 250.000 auf der Flucht. Die meisten fliehen in die autonome
Region Kurdistan, in das Gebiet um Mossul, wo die Christen zahlreich und tief verwurzelt
sind. Aber auf Dauer kann auch Mossul keine Sicherheit bieten. Wer von den christlichen
Flüchtlingen etwas Geld hat und ein Visum bekommen kann, verlässt den Irak. Die
ganze Welt sei dazu aufgerufen, den „Schrei der Christen im Irak“ zu hören und ihnen
zu helfen, so Hans Hollerweger von der "Initiative Christlicher Orient". Im Rahmen
des Konzertes in Wien berichtete er von einer Reise in den Irak im vergangenen Jahr:
„Es
gibt viel materielle Not, aber noch größer ist die seelische Not. Dieses Gefühl, vergessen
zu sein, von den Christen im Westen allein gelassen zu sein. Dann die Erfahrung, im
eigenen Land als Minderheit an den Rand gedrückt zu sein oder gar unterdrückt zu werden.
Und schließlich diese Ungewissheit, wie es denn weitergeht. Die ungewisse Zukunft.“