2007-04-01 14:27:06

Wocheninterview mit Erzbischof Hilarion Alfeyev


RealAudioMP3 Es gibt Einiges, was die katholische von der orthodoxen Kirche trennt. Dazu gehört auch Ostern. Dieses Christfest wird am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond im Anschluss an die Tagundnachtgleiche im März gefeiert. Diese Regelung stammt aus dem 4. Jahrhundert und wird von allen Kirchen auf der ganzen Welt befolgt. Die Orthodoxen richten sich nach dem älteren Julianischen Kalender. Die Katholiken hingegen befolgen den Gregorianischen Kalender. Daher fällt Ostern in der Regel auf zwei verschiedene Daten. In diesem Jahr kommt es aber zu einer Überschneidung.
Ein Vorzeichen für die Ökumene? Mario Galgano hat das dem russisch-orthodoxen Erzbischof Hilarion Alfeyev gefragt. Er ist Vertreter der russisch-orthodoxen Kirche bei den Europäischen Institutionen in Brüssel. Zusätzlich zu dieser Position ist er Bischof von Wien und Österreich.

„Es kommt nicht so oft vor, dass Orthodoxe und Katholiken gleichzeitig Ostern feiern. Diese Tatsache, dass das diesjährige Osterdatum gleichzeitig stattfindet, ist ein Denkanstoss für uns alle, nämlich, dass wir im Grunde genommen eins im Glauben sind. Es sind Details, die uns trennen. Wir haben kirchenpolitische und theologische Schwierigkeiten, die wir von der Vergangenheit geerbt haben. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass es im Herzen unseres Glaubens das Bild des gekreuzigten und auferstandenen Christus gibt.“

Sie haben in der vergangenen Woche ein Musikwerk präsentiert, dass die Passionsgeschichte Jesu Christi im Mittelpunkt stellt. Sie sind also nicht nur Bischof und Theologe sondern auch ein begnadeter Musiker. Welche Rolle spielt denn Ihrer Meinung nach die Musik in der Beziehung zwischen den christlichen Kirchen?

„Ich denke, dass die ökumenische Beziehung nicht nur auf offizielle Treffen oder theologische Diskussionen beschränkt sein kann. Wir müssen vor allem unsere Traditionen verstehen, schätzen und lieben. Wir müssen uns insbesondere gegenseitig verstehen. Die Kirchenmusik ist in dieser Hinsicht ein notwendiger Teil unserer Tradition. Im Westen wird die orthodoxe Tradition vor allem durch Ikonen „begriffen“. Das soll aber auch für unsere Kirchenmusik gelten. Denn wir geben durch diese unsere spirituellen und religiösen Erfahrungen dadurch wieder. Die orthodoxe Kirche besitzt einen großen musikalischen Reichtum.“

Welche Rolle spielen diese kirchenpolitischen und theologischen Differenzen in diesen Ostertagen?

„Ich denke, dass für uns Christen, die Erfahrungen der Orthodoxen und Katholiken wertvoller und wichtiger sind, als alle möglichen Unterschiede. Ich möchte allen Zuhörerinnen und Zuhörer eines wünschen: Mögen sie von dem Mitleid des leidenden Christus durchdringt werden und in den Ostertagen von der Erfahrung der Auferstehung berührt werden. Eine Erfahrung, die jedem Christen Leben schenkt.“
(rv 01.04.2007 mg)








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