Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone hat bestätigt, dass Papst Benedikt ein Motu
Proprio zum so genannten tridentinischen Ritus veröffentlichen wird. In einem Gespräch
mit dem Magazin der französischen Tageszeitung "Le Figaro" meinte Bertone nach Agenturangaben
wörtlich: "Der Wert der Reform des Zweiten Vatikanischen Konzils bleibt unangetastet.
Aber man darf nicht das große liturgische Erbe verlieren, das uns der heilige Papst
Pius V. gegeben hat, und muß auf die Bitten von Gläubigen reagieren, die an Messen
nach diesem Ritus teilnehmen wollen - im Rahmen des Missale, das 1962 von Papst Johannes
XXIII. veröffentlicht wurde, mit seinem eigenen (liturgischen) Kalender. Da gibt es
keinen zwingenden Grund, den Priestern in aller Welt nicht zu erlauben, nach dieser
Form zu zelebrieren." Bertone weiter: "Die Erlaubnis durch den Heiligen Vater würde
natürlich dem Ritus von Paul VI. all seine Gültigkeit belassen". Nach Agenturberichten
bestätigt Kardinal Bertone ausdrücklich, dass es zu einer Veröffentlichung des Motu
Proprio kommen wird, "das diese Erlaubnis ausspricht". Der Papst werde "selbst seine
Motive und den Rahmen seiner Entscheidung" erklären. Benedikt XVI. wolle "seine Sicht
zum Gebrauch des alten Missale den Christen und vor allem den Bischöfen selbst unterbreiten".
Der Kardinalstaatssekretär präzisierte in dem Gespräch, dass die Liturgiereform nach
dem Zweiten Vatikanischen Konzil den Gebrauch des Lateinischen und des Gregorianischen
Chorals nie "verboten" habe - "ganz im Gegenteil", sie habe ihnen "einen gerechten,
wichtigen Platz bewahren" wollen.