Polen streitet über
das derzeitige Abtreibungsgesetz. Die Partei „Verein Polnischer Familien“ favorisiert
eine strengere Regelung und möchte die Formel „Schutz des menschlichen Lebens von
der Empfängnis bis zum natürlichen Tod“ mit in die Gesetzesordnung aufnehmen. Der
Präsident will das Gesetz hingegen nicht ändern und stattdessen im Grundgesetz hinzufügen,
dass die Republik Polen jeden Menschen gesetzlich schützt. Dabei ist an eine Formel
gedacht, die Leben von der Empfängnis an schützt, aber auch den rechtlichen Schutz
der Schwangeren garantiert. Mit diesem Schritt wären weitere Änderungen des Schwangerschaftsgesetzes
unmöglich. Das sind nur zwei von drei Vorschlägen - kurz: im Parlament wird derzeit
heftig diskutiert. Kompromiss – so lautet die Lösung des Erzbischofs Henryk Muszynskiaus
Gnesen:
„Ich glaube, hier ist staatlich oder rechtlich ein Kompromiss notwendig.
Von dem religiösen Standpunkt aus unterliegt dieses Problem keiner Diskussion, aber
staatlich muss man eine Formel finden, die das Leben so weit wie möglich schützt.
Allerdings wird es mächtige Proteste geben, weil die Leute von der einen und der anderen
Seite stark überzeugt sind, das die einen im Recht sind, und die anderen, dass sie
ein religiöses Gesetz verteidigen wollen und tun.“
Nach dem derzeitigen
Recht kann in Polen eine Schwangerschaft nur dann abgebrochen werden, wenn eine Vergewaltigung
vorliegt, die Gesundheit der Mutter in Gefahr ist oder eine schwere Schädigung des
Fötus festgestellt wurde. 200 legale Abtreibungen wurden im letzten Jahr registriert
– nach Schätzungen gibt es rund 100 000 illegale Abtreibungen pro Jahr. Vorsicht bei
diesen Zahlen, rät Erzbischof Muszynski:
„Zu allererst: Ich bin ziemlich
skeptisch gegenüber diesen Zahlen, die hier angegeben werden. Die werden meistens
im Kontext einer Polemik angegeben. Natürlich versucht die Kirche alle möglichen Mittel
einzusetzen, damit man diesen schwangeren Frauen helfen kann. Es gibt fast in jeder
Diözese ein Haus für schwangere Mütter, und man versucht ihnen entgegenzukommen, soweit
das möglich ist. Es gibt viele, die diese Kinder adoptieren wollen, und außerdem auch
viele Leute, die bereit sind, den Müttern zu helfen.“ (rv 28.03.2007 sis)