2007-03-22 12:39:52

D: Die Richterin und der Koran


Die Berufung auf den Koran bei einem Scheidungsprozeß in Frankfurt hat in Deutschland eine empörte Debatte losgetreten. Politiker, Moslems, Frauenrechtlerinnen und Juristen kritisieren eine Richterin, die eheliche Gewalt mit dem Hinweis auf den Koran gerechtfertigt hat. Die Richterin ist mittlerweile von dem Fall abgezogen worden.
CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla meinte einer Zeitung gegenüber: "Wenn der Koran über das deutsche Grundgesetz gestellt wird, dann kann ich nur sagen: Gute Nacht, Deutschland!". Bayerns Innenminister Günther Beckstein (CSU) forderte, so etwas dürfe sich nicht wiederholen. Der Grünen-Fraktionsvize, Hans-Christian Ströbele, verwies darauf, dass eine deutsche Richterin deutschem Recht und Gesetz verpflichtet sei. "Die schwere Misshandlung und Bedrohung eines anderen Menschen ist hier zu Recht als Körperverletzung unter Strafe gestellt", sagte Ströbele. Die Pressereferentin vom "Zentralrat der Muslime", Nurhan Soykan, sagt: "Die Richterin hätte nach der deutschen Verfassung urteilen müssen, statt den Koran auszulegen."
Die Richterin am Frankfurter Amtsgericht hatte den Fall eines Ehepaars aus dem marokkanischen Kulturkreis zu behandeln, bei dem die Frau wegen Mißhandlung die Scheidung wollte. Das wies sie mit der Berufung auf den Koran zurück. Die Frau habe mit Züchtigung rechnen müssen, da diese auch im Koran erwähnt sei.

Die Anwältin der Frau erklärte im Hessischen Rundfunk: "Es war erstmal schockierend - ich dachte, ich traue meinen Augen nicht. Ich hatte auf ihren Hinweis, den sie mir erteilt hatte, geschrieben: Ich glaube nicht, dass es solche Rechtsvorschriften gibt... ein bißchen polemisch. Und daraufhin zitierte sie mir den Koran. Ich dachte dabei, sie meint die marokkanischen Rechtsvorschriften, aber daraufhin zitierte sie den Koran!"
Die betroffene Frau habe sich vor den Mißhandlungen ihres Mannes in ein Frauenhaus geflüchtet, so die Anwältin.
"Sie ist ganz massiv mißhandelt worden - geschlagen, getreten, an den Haaren gezogen. Richtig brutal und mehrfach."
(agenturen/spiegel-online/hessenschau-online 22.03.2007 sk)







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