Er war der am längsten
amtierende Außenminister der westlichen Welt - 18 Jahre lang unter drei verschiedenen
Kanzlern. Er plädierte als erster Außenminister eines NATO-Landes öffentlich für ein
Gewaltverzichtsabkommen. Und er war ein Europapolitiker aus Leidenschaft. Heute wird
Hans-Dietrich Genscher 80 Jahre alt. Sein Plädoyer: Eine Welt, die immer näher
zusammenrücke, brauche Stabilität und Frieden. Am Ende sollte man sagen können: „Diese
Weltordnung wird überall in der Welt als eine gerechte empfunden. Das ist ein ganz
schwieriger Weg! Nur wenn man bedenkt, welch schwieriger Weg in Europa notwendig war,
nach allem, was in Europa geschehen war und was wir heute in der Europäischen Union
haben, eine Form des Zusammenlebens, eine vollkommen neue Kultur: Das braucht die
Welt und das ist eigentlich auch die Mission, die heute Europa in der Welt hat.” Das
Engagement von Vatikan und Kirche hat der gläubige Protestant stets begrüßt: „Ich
glaube, dass es heute so ist, dass die Kirchen, einmal durch den Umgang miteinander,
durch eine entschlossene Ökumene, aber auch im Dialog mit den anderen Weltreligionen
einen wesentlichen Beitrag dazu leisten können, dass das mit dem Begriff des, Zusammenstoßes
der Kulturen’ nicht zu einer sich selbsterfüllenden Prophezeiung wird, sondern dass
im Gegenteil wir uns alle doch bewusst sind, dass wir in den schriftlichen Zeugnissen
aller Weltreligionen jene Elemente wiederfinden, die einstmals Kant als ,Voraussetzung
des Ewigen Friedens’ bezeichnet hat.” Genschers Name ist untrennbar mit dem
Ende des Kalten Krieges, dem Fall des Eisernen Vorhangs und den Verhandlungen zur
deutschen Einheit verbunden. Für ihn sind das auch die bewegendsten Momente seines
politischen Lebens: „Einmal jener 30. September 1989 als ich auf dem Balkon in
der deutschen Botschaft in Prag den ausreisewilligen Bürgerinnen und Bürger aus der
DDR sagen konnte: Der Weg ist frei, die Ausreise ist möglich geworden. Den Jubelschrei
dieser Menschen vergisst man nie. Und dann natürlich die Stunde vor dem Reichstag
in Berlin, als am 3. Oktober Deutschland wieder ein Land war.” (rv 21.03.2007
ap/bp)