Trotz internationaler Kritik hält Simbabwes Regierung unter Robert Mugabe an ihrem
brutalen Vorgehen fest: Am Wochenende wurden Oppositionelle von den Behörden an ihrer
Ausreise gehindert und zusammengeschlagen. Die Empörung der deutschen EU-Ratspräsidentschaft,
die Mahnungen der Afrikanischen Union mit Verweis auf die Menschenrechte – all das
stößt auf taube Ohren. „Simbabwe ist in einer großen Krise“, erklärt der Jesuitenpater
Heribert Müller. Er lebt seit 1987 in Simbabwe:
„Wir sind ein Land im freien
Fall! Das ist schwierig zu verstehen, aber es ist so: Im freien Fall – was die Wirtschaft
angeht und was die Politik angeht. Wir sind irgendwie ausgeliefert, in der Hand eines
Greisen, der Angst hat abzutreten, denn wenn er abritt, dann kann er nicht mehr im
Land bleiben, weil er schon so viele auf dem Gewissen hat. Die Leute sind frustriert.
Mugabe hat das ganze Land im Würgegriff. Es ist eine Situation, die man sich in Europa
kaum vorstellen kann.“
Die Brutalität der Regierung
und der Regierungstruppen sei nicht mehr zu stoppen, warnt Müller: „Ich
habe soeben wieder gehört, dass Leute von der Opposition brutal misshandelt werden.
Man spricht drüber. Diese Krise ist im Grund das einzige Gespräch, besonders die hohe
Inflation, die über tausend Prozent beträgt – das kann man sich gar nicht vorstellen.
Die Preise steigen täglich. Es ist eine unglaubliche Instabilität – politisch, sozial
und die Leute haben Angst. Viel Angst.“
Inmitten aller
Instabilität wurde die Kirche in Simbabwe in den vergangenen Jahren zu einer wahren
Insel der Hoffnung, so Pater Müller:
„Und zwar besonders dadurch, dass wir
uns versammeln können. Wir können zusammen beten und singen. Ich glaube die Kirche
ist der einzige Ort, wo noch wirklich gesungen wird, wo noch frohe Gesichter sind,
obwohl die Lage sehr schwer ist. Inwieweit die Kirche Druck machen kann, dass sich
die Sachen ändern: Es gibt Äußerung der Bischöfe, aber ich habe leider bisher noch
nichts davon gesehen, weil die Presse staatlich kontrolliert ist. Die Kirche hat eine
große Aufgabe, besonders Hoffnung zu vermitteln und Kraft geben, die Sache durchzustehen.“
(rv 19.03.2007 sis)