Der vom Vatikan wegen einzelner Thesen gemaßregelte Befreiungstheologe Jon Sobrino
sei bereit zur theologischen Diskussion. Das erklärte der Jesuitenpater Martin Maier
gegenüber Radio Vatikan. Maier ist Herausgeber der Zeitschrift „Stimmen der Zeit“,
Freund und Mitbruder Sobrinos und derzeit als Gastdozent an der Universität in San
Salvador tätig. Sobrino habe bereits während des Prüfungsverfahrens ein erklärendes
Schreiben von über 100 Seiten an die Glaubenskongregation geschickt. „Und Pater
Sobrino war eingeladen, diese Notifikation ohne Bedingungen zu unterschreiben. Er
hat sich das überlegt und ist dann für sich zu dem Schluss gekommen, dass er das nicht
tun kann." Der 68-jährige Jesuit werde weiter veröffentlichen und Lehraufträge
an der Universität San Salvador wahrnehmen. Maier sieht daher keine direkten Konsequenzen.
Er weist aber darauf hin: „Es ist in Lateinamerika schon so, dass es starke
Reaktionen von Theologen und Theologinnen gibt, die sich mit Pater Sobrino solidarisieren,
weil sie den Eindruck haben, es gehe hier nicht nur um die Theologie von Pater Sobrino,
der in Lateinamerika einer der bekanntesten Theologen in der Tradition der Theologie
der Befreiung ist, sondern es stehe hier eben auch die Theologie der Befreiung als
eine Theologie aus der Perspektive der Armen auf der Anklagebank.“ In Deutschland
hat sich indes die katholische Fakultät an der Universität Münster hinter Sobrino
gestellt. Sie nehme die „Notifikation“ der Römischen Glaubenskongregation „mit Betroffenheit“
zur Kenntnis, erklärte die Fakultät gestern in Münster. Sie hatte Sobrino 1998 mit
der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet. Es bestehe nun aber kein Anlass, „die darin zum
Ausdruck gekommene hohe Wertschätzung des theologischen Werkes wie des Glaubenszeugnisses
Jon Sobrinos in irgendeiner Hinsicht zu revidieren“.
Der Vatikan hatte
am Mittwoch eine so genannte "Notifikation" zu zwei Büchern Sobrinos veröffentlicht.
Die Kongregation für die Glaubenslehre kritisiert darin u.a. Aussagen über die Göttlichkeit
Jesu und die Heilswirkung seines Todes als ungenau und irrtümlich. Die Bekanntmachung
ist von Benedikt XVI. approbiert. Ein Lehr- oder Publikationsverbot verhängte der
Vatikan aber nicht. (rv/kna 16.03.2007 bp)