Der Vatikan hat einzelne Thesen des in El Salvador tätigen Befreiungstheologen Jon
Sobrino verurteilt.Die Glaubenskongregation wirft dem Jesuitenpater vor, in
zwei seiner Schriften die göttliche Natur Jesu zugunsten seiner menschlichen Seite
zu vernachlässigen. „Gewisse Punkte in einigen seiner Werke – etwa die Göttlichkeit
Christi, die Menschwerdung des Gottessohnes, seine Selbstwahrnehmung und der erlösende
Wert seines Todes - stellen wirklich grundlegende Punkte des Glaubens der Kirche in
Frage“, heißt es in einer Stellungnahme von P. Federico Lombardi, Pressesprecher des
Heiligen Stuhles. Jesus Christus sei für die Kirche der „Mittler“ zwischen Gott und
Mensch, der „Brückenbauer“, der dem Menschen erlaube, in eine freundschaftliche Beziehung
zu Gott zu treten. Deshalb müsse Jesus auf beiden Pfeilern seiner Natur fest ruhen,
sowohl der menschlichen als auch der göttlichen. Andernfalls stehe das Heil des Menschen
selbst auf dem Spiel. Die – mit einer ganzen Seite ungewöhnlich lange - Erklärung
Lombardis, der ebenfalls dem Jesuitenorden angehört, lässt allerdings auch Verständnis
für die Lage des Befreiungstheologen erkennen. „Wer seinen Glauben inmitten der dramatischsten
Erfahrungen des Volkes lebt, pflegt naturgemäß eine tiefe spirituelle Übereinstimmung
mit der Menschlichkeit Christi und neigt – wenn er Theologe ist – dazu, eine „Christologie
von unten“ zu entwickeln, die sich auf den am menschlichen Ufer stehenden Pfeiler
der Brücke stützt.“ Das sei gewiss der Fall bei Pater Sobrino. Lombardi würdigte auch
die Stärke der lateinamerikanischen Theologie, „die so sorgsam auf den Kontext des
Weges der menschlichen und spirituellen Befreiung der Völker des Kontinentes“ Bedacht
nehme. Der aus dem spanischen Baskenland stammende Sobrino war Berater von Erzbischof
Oscar Romero, der 1980 in El Salvador ermordet wurde. (rv 14.03.2007 gs)