Vatikan: "Jesus-Grab, ein Stück Fantasie-Archäologie"
Die angebliche Entdeckung
des Jesus-Grabes in einem Vorort von Jerusalem ist ein Stück „Fantasie-Archäologie“.
Das sagt der vatikanische Fachmann Fabrizio Bisconti, Sekretär der päpstlichen Kommission
für christliche Archäologie. „Diese angebliche Neuentdeckung ist
in Wahrheit eine Entdeckung aus dem Jahr 1980 im Jerusalemer Vorort Talpiot. Der Archäologe
Amos Kloner hat das damals vorgestellt und auf sehr klare Weise erklärt, was es mit
den Inschriften auf sich hat, Jesus, Martha, Maria. Diese Namens-Inschriften waren
im I. Jahrhundert nach Christus sehr verbreitet. Allein die Inschrift „Jeshua bar
Joseph“, also „Jesus, Sohn des Joseph“ existiert mehr als 70 Mal. Das Grab kann also
keineswegs als Jesus-Grab bezeichnet werden.“
Die Debatte um den angeblichen
Sensationsfund trat ein Film des „Titanic“-Regisseurs James Cameron los. Darin behauptet
der Amerikaner, in Jerusalem sei das „Familiengrab“ Jesu entdeckt worden. Cameron
präsentierte den Journalisten am Montag in New York zwei leere Knochenkästen als Beweise.
Seriosität sieht anders aus, so der Vatikan-Archäologe Bisconti.
„Die
Archäologen kennen den Wert dieser Enthüllungen. Natürlich ist der Regisseur Cameron
daran interessiert, rund um diese archäologischen Objekte einen Film zu stricken,
der ihm eine breite Resonanz beim Publikum verschafft. Aber das hat mit wissenschaftlichen
Methoden der Archäologie nichts zu tun. Heute ist der Moment der großen Entdeckungen,
der großen pseudo-historischen Rekonstruktionen. Bloß: Das hier ist Fantasie-Archäologie.
Das Phänomen, eine den historischen Tatsachen nicht entsprechende Wahrheit zu behaupten,
begann ja praktisch schon parallel zur Frühzeit des Christentums. Wahrscheinlich müssen
wir uns an diese falschen Enthüllungen gewöhnen.“ (rv 28.02.07 gs)