Sanktionen hin oder
her – der Iran zeigt sich beim Thema Atompolitik weiterhin unbeeindruckt. Die Vetomächte
der Vereinten Nationen diskutieren über neue Resolutionen; gleichzeitig hat der iranische
Außenminister Manuschehr Mottaki angekündigt, dass die Urananreicherungen niemals
aussetzen werden. Der Iran sei jedoch bereit zu beweisen, dass ihre Atompolitik nicht
für Atomwaffen zweckentfremdet werde. Die USA wollen den Druck auf den Iran weiter
erhöhen. Militärische Sanktionen werden nicht ausgeschlossen - die Angst vor einem
Krieg wächst. Wir haben den deutschsprachigen Pfarrer der evangelischen Gemeinde
in Teheran, Karl Jacobi erreichen können. Die Deutschen gehen ganz unterschiedlich
mit der Angst um – momentan ist alles „möglich“ – so Karl Jacobi:
„Ich
kenne Gemeindemitglieder, die haben den Iran-Irak-Krieg 1980-1988 miterlebt – die
nehmen solche Spannungen gelassen. Auf der anderen Seite sollen eine ganze Reihe von
Deutschen schon einmal Hausrat und Kunstgegenstände nach Deutschland geschafft haben,
damit sie im Falle eines Angriffs schnell außer Landes gehen können. Sie merken, alles
ist im Augenblick hier möglich: Ruhige Gelassenheit - aber schon Aufgeregtheit im
Vorfeld.“
Pfarrer Jacobi ist skeptisch, wenn es um die laufenden Verhandlungen
und die vermeintliche „Sturheit“ des Irans geht. Die Gespräche sind nicht immer „unvoreingenommen“
und „an der Sache“ orientiert, klagt Jacobi:
„Es geht hier im mittleren
Osten – nach meiner Einschätzung – um ein Gegenüber von Amerika und Iran in der Frage:
Wer hat hier die Macht! Das drückt sich hier im Irak aus, und das ist ein Problem
im Libanon. Wir fürchten, dass die Atomfrage deshalb so überbewertet wird, weil damit
auch die Machtfrage geklärt werden soll. Ich glaube, aus christlicher Perspektive
kann die Machtfrage so nicht geklärt werden. Wir werden noch viel mehr Auseinandersetzungen
in Religionen nötig haben – aber die über die Atomfrage auszutragen, das halte ich
für keine gute Idee.“ (rv 27.02.2007 sis)