D / Israel: Deutsche Bischöfe pilgern ins Heilige Land
Die deutschen Bischöfe
besuchen ab morgen das Heilige Land. Noch nie packten so viele deutsche Oberhirten
gemeinsam die Koffer. Das verleiht der Pilgerreise ganz besonderes politisches und
diplomatisches Gewicht. Denn die Bischöfe wollen Solidarität mit den gebeutelten Christen
in der Heimat Jesu zeigen. Immer mehr von ihnen wandern ab aus einem Land, in
dem sie eine Minderheit sind und das von einem richtigen Frieden immer noch meilenweit
entfernt ist. Hören Sie einen Vorbericht von Thomas Winkel:
"Alles hängt
davon ab, was die deutschen Bischöfe tun werden, ich hätte überhaupt kein Verständnis,
wenn diese Bischöfe als fromme Pilger nur Jerusalem und Betlehem besuchen und ein
paar Tage später zu Hause sagen, ‚Wir waren im Heiligen Land und solidarisch mit den
dortigen Christen’“.
Erzbischof Elias Chakour aus Galiläa will nicht, dass
seine Amtsbrüder nur die Schokoladenseiten erleben. Schöbe alte Steine statt Menschen
mit ihren Sorgen. Immer mehr Christen wandern nämlich ab aus dem Land der Bibel. Daher
Chakours Tipp für die deutschen Bischöfe:
„Wenn sie den Mut haben, auch
nach Galiläa zu kommen und dort die christlichen Gemeinden und die Familien zu besuchen,
mit ihnen zu beten, mit ihnen zu fühlen, sie zu ermutigen: Das wäre eine großartige
Geste, das wäre sehr schön!“
Das Programm bietet in der Tat beides: Besuche
bei Bürgermeistern und Botschaftern, von Gedenk- und Pilgerstätten. Aber auch Abstecher
in Palästinensergebiete und zu den gebeutelten Christen in Galiläa. Bischof Reinhard
Marx war schon öfter da und sagt:
„Wir können es ja nicht zulassen, dass
diese Region auf Dauer unbefriedet bleibt. Das ist eine Quelle der Terroristen und
ein Nährboden für den ganzen arabischen Raum, sich in Gewalt zu engagieren. Deswegen
müssen wir da vorankommen.“
Etwa mit Initiativen wie dem Caritas-Baby-Hospital
in Betlehem, das die Bischöfe auch besuchen. Geschäftsführer Klaus Röllin:
„Ich
denke, dass unsere Arbeit ein Dienst am Frieden in dieser Region ist. Nicht indem
wir von Frieden reden, sondern indem wir da sind für alle, die unsere Dienste brauchen.
Wir bieten sie allen an, und das ist in dieser Region gar nicht so üblich.“
Zwischen
Juden, Muslimen und Christen klappt das Miteinander nur selten. Doch auch die Benediktinerabtei
„Dormitio“ – ebenfalls eine Bischofsetappe – will eine Oase des Friedens sein, erklärt
Abt Benedikt Lindemann:
„Die Armut wächst ja im Heiligen Land. Wir helfen
vielen Familien, wenn sie ihre Strom- oder Wasserrechnungen nicht mehr bezahlen können
oder wenn sie das Schuldgeld nicht mehr bezahlen können.“
Die Bischöfe
reisen in ein Land, in dem weder richtig Frieden herrscht, noch Krieg. Die gut 100.000
Christen dort sind eine kleine Minderheit und gerade dadurch können sie Brücken bauen,
sagt Bischof Chakour. Er selbst ist Christ, Palästinenser und israelischer Staatsbürger
in einem:
„Wir haben keine Zeit, um groß über die Zukunft nachzudenken.
Wir leben heute, von Tag zu Tag und versuchen Juden, Muslime und Christen zusammen
zu bringen.“