2007-02-23 17:16:32

D: Weiter Diskussion um Familienpolitik


Der Augsburger Bischof Walter Mixa hat seine Kritik an der Familienpolitik von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) bekräftigt. Dem Morgenmagazin von ARD und ZDF sagte er heute: "Wir brauchen familiengerechte Arbeitsplätze, nicht arbeitsgerechte Familien." Kinder brauchten wenigstens drei Jahre lang eine feste Bezugsperson, das sei auch medizinisch belegt. Diese Bezugsperson könne idealerweise nur die Mutter sein. Auch er sei für Wahlfreiheit, so Mixa, er wisse um die finanzielle Not:
"Zum anderen bin ich einfach der Überzeugung, dass dieser Dienst von Frau und Mutter auch in finanzieller Weise entsprechend bedacht werden muss und dass das auch bei einer Rentenversicherung mit einbezogen werden muss."
Die Ideen der Familienministerin degradierten Mütter zu Gebärmaschinen, hatte Mixa gestern kritisiert. Er bedaure seine Ausagen nicht, so Mixa. Im Kölner Domradio sagte er jedoch: "Ich bin mit ihr hart ins Gericht gegangen, das gebe ich zu."
Rückendeckung bekam Mixa heute vom Kölner Kardinal Joachim Meisner. Das Thema Ehe und Familie sei brennend und hätte für die Kirche immer Priorität gehabt. Wenn die Kirche der Schöpfungsordnung gerecht werden wolle, müsse sie "klar und eindeutig sagen, dass die Familie der natürliche Raum ist, in dem sich kleine Kinder und Größere entfalten können", so Meisner.
"Die Kinderkrippe ist in der Bibel eigentlich ein Provisorium. Und wenn man daraus eine permanente Einrichtung macht gleichsam als Alternative zur Familie, dann ist das eine Fehlentwicklung. Ich habe das am eigenen Leib und bitter in der DDR erfahren müssen. Und wir sollten das jetzt nicht nachahmen. Krippenplätze sind nötig für den Ernstfall, für den Ausnahmefall. Und so muss ich auch den Ausführungen von Bischof Mixa Recht geben. Wir sind verpflichtet, um des Heiles unseres Volkes Willen, so eindeutig in dieser Sprache zu votieren.“
Die Kirche lasse sich "von der Politik nicht den Mund verbieten", so heute der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller: "Als Kirche sind wir nicht das fünfte Rad am Wagen."
In Berlin forderte Kardinal Georg Sterzinsky: "Wer Krippenplätze finanziell fördert, muss auch Eltern, die um der Kinder willen auf Erwerbstätigkeit verzichten, angemessen fördern."
Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, veröffentlichte heute - ohne auf Mixas Kritik einzugehen - vorab einen Beitrag für die Mainzer Kirchenzeitung. Der Titel: "Über das Augenmaß in der neuen Familienpolitik". Die Politik dürfe das Elternrecht bei der Erziehung nicht aushöhlen, und bei der Debatte über flächendeckende Kinderbetreuung müsse die "Rückkehr unbedachter aber keineswegs harmloser Ideologien sorgfältig und kritisch verfolgt werden", so Lehmann. Die neue Familienpolitik könne zwar die Rahmenbedingungen für junge Ehen und Familien verbessern helfen. Doch für eine "beträchtliche Vermehrung der Kinderzahl in unserer Gesellschaft" müssten viele Werte wieder belebt werden, "die der Staat nicht regeln kann".
Der Mainzer Bischof wörtlich: "Es kommt also im Kern bei allen institutionellen und finanziellen Hilfen auf die Einstellung der Eltern und ermutigende Unterstützung der freien gesellschaftlichen Kräfte an, z.B. auch und gerade der Kirchen. Um diese Integration vieler Gesichtspunkte und Werte zu leisten, ... bedarf es sensibler Klugheit und eines scharfsinnigen Augenmaßes für die Möglichkeiten und Grenzen jeder neuen Familienpolitik."
Familienministerin von der Leyen nannte Lehmann "unermüdlich tätig".
Aus der Union hagelte es scharfe Kritik an der Kritik Mixas. Auch der Kardinal-Höffner-Kreis, ein Zusammenschluss von mehr als 80 kirchennahen Abgeordneten in der Unionsfraktion, ging auf Distanz zum Augsburger Bischof. "Der Bischof hat sich vergaloppiert", sagte der Vorsitzende Georg Brunnhuber (CDU) der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Er schätze den Augsburger Oberhirten sehr, müsse aber doch sagen, dass dieser sich in der Wortwahl vergriffen und der Sache keinen guten Dienst erwiesen habe.
(rv/agenturen/pm 23.02.07 bp)







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