Der Augsburger Bischof Walter Mixa hat seine Kritik an der Familienpolitik von Bundesfamilienministerin
Ursula von der Leyen (CDU) bekräftigt. Dem Morgenmagazin von ARD und ZDF sagte er
heute: "Wir brauchen familiengerechte Arbeitsplätze, nicht arbeitsgerechte Familien."
Kinder brauchten wenigstens drei Jahre lang eine feste Bezugsperson, das sei auch
medizinisch belegt. Diese Bezugsperson könne idealerweise nur die Mutter sein. Auch
er sei für Wahlfreiheit, so Mixa, er wisse um die finanzielle Not: "Zum anderen
bin ich einfach der Überzeugung, dass dieser Dienst von Frau und Mutter auch in finanzieller
Weise entsprechend bedacht werden muss und dass das auch bei einer Rentenversicherung
mit einbezogen werden muss." Die Ideen der Familienministerin degradierten
Mütter zu Gebärmaschinen, hatte Mixa gestern kritisiert. Er bedaure seine Ausagen
nicht, so Mixa. Im Kölner Domradio sagte er jedoch: "Ich bin mit ihr hart ins Gericht
gegangen, das gebe ich zu." Rückendeckung bekam Mixa heute vom Kölner Kardinal
Joachim Meisner. Das Thema Ehe und Familie sei brennend und hätte für die Kirche immer
Priorität gehabt. Wenn die Kirche der Schöpfungsordnung gerecht werden wolle, müsse
sie "klar und eindeutig sagen, dass die Familie der natürliche Raum ist, in dem sich
kleine Kinder und Größere entfalten können", so Meisner. "Die Kinderkrippe ist
in der Bibel eigentlich ein Provisorium. Und wenn man daraus eine permanente Einrichtung
macht gleichsam als Alternative zur Familie, dann ist das eine Fehlentwicklung. Ich
habe das am eigenen Leib und bitter in der DDR erfahren müssen. Und wir sollten das
jetzt nicht nachahmen. Krippenplätze sind nötig für den Ernstfall, für den Ausnahmefall.
Und so muss ich auch den Ausführungen von Bischof Mixa Recht geben. Wir sind verpflichtet,
um des Heiles unseres Volkes Willen, so eindeutig in dieser Sprache zu votieren.“ Die
Kirche lasse sich "von der Politik nicht den Mund verbieten", so heute der Regensburger
Bischof Gerhard Ludwig Müller: "Als Kirche sind wir nicht das fünfte Rad am Wagen." In
Berlin forderte Kardinal Georg Sterzinsky: "Wer Krippenplätze finanziell fördert,
muss auch Eltern, die um der Kinder willen auf Erwerbstätigkeit verzichten, angemessen
fördern." Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann,
veröffentlichte heute - ohne auf Mixas Kritik einzugehen - vorab einen Beitrag für
die Mainzer Kirchenzeitung. Der Titel: "Über das Augenmaß in der neuen Familienpolitik".
Die Politik dürfe das Elternrecht bei der Erziehung nicht aushöhlen, und bei der Debatte
über flächendeckende Kinderbetreuung müsse die "Rückkehr unbedachter aber keineswegs
harmloser Ideologien sorgfältig und kritisch verfolgt werden", so Lehmann. Die neue
Familienpolitik könne zwar die Rahmenbedingungen für junge Ehen und Familien verbessern
helfen. Doch für eine "beträchtliche Vermehrung der Kinderzahl in unserer Gesellschaft"
müssten viele Werte wieder belebt werden, "die der Staat nicht regeln kann". Der
Mainzer Bischof wörtlich: "Es kommt also im Kern bei allen institutionellen und
finanziellen Hilfen auf die Einstellung der Eltern und ermutigende Unterstützung der
freien gesellschaftlichen Kräfte an, z.B. auch und gerade der Kirchen. Um diese Integration
vieler Gesichtspunkte und Werte zu leisten, ... bedarf es sensibler Klugheit und eines
scharfsinnigen Augenmaßes für die Möglichkeiten und Grenzen jeder neuen Familienpolitik." Familienministerin
von der Leyen nannte Lehmann "unermüdlich tätig". Aus der Union hagelte es scharfe
Kritik an der Kritik Mixas. Auch der Kardinal-Höffner-Kreis, ein Zusammenschluss von
mehr als 80 kirchennahen Abgeordneten in der Unionsfraktion, ging auf Distanz zum
Augsburger Bischof. "Der Bischof hat sich vergaloppiert", sagte der Vorsitzende Georg
Brunnhuber (CDU) der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Er schätze den Augsburger
Oberhirten sehr, müsse aber doch sagen, dass dieser sich in der Wortwahl vergriffen
und der Sache keinen guten Dienst erwiesen habe. (rv/agenturen/pm 23.02.07 bp)