Generalaudienz: "Selbstverwirklichung ist nicht alles"
Papst Benedikt XVI. hat in der Katechese der heutigen Generalaudienz am Aschermittwoch
zu Umkehr und Buße aufgerufen. Umkehr bedeute, aus einer tiefen Sehnsucht heraus Gott
neu zu suchen. Hier der Text der deutschen Ansprache:
"Liebe Brüder
und Schwestern! Mit dem heutigen Aschermittwoch treten wir wieder in die vorösterliche
Bußzeit ein. Diese Zeit ist vor allem dem aufmerksamen Hinhören auf Gott gewidmet
und begleitet durch das Gebet und die Gesinnung der Buße, die sich dann vor allen
Dingen auch auch in Werken der Nächstenliebe zeigen muss. In der frühen Christenheit
war die Fastenzeit vor allem eine Periode der Vorbereitung auf die Taufe, die dann
in der Osternacht feierlich gespendet wurde. Und, den bereits Getauften, gibt diese
heilige Zeit Gelegenheit, unsere eigene Taufe neu zu entdecken, sie inwendig sozusagen
neu einzuholen in unser Leben herein und in einem neuen Prozeß des inneren Zugehens
auf unser Getauftwerden wieder mehr und wirklicher Christen zu werden. Der
Heilige Markus sagt uns, dass am Anfang von Jesus Verkündigung die Worte stehen: 'Kehrt
um und glaubt an das Evangelium' (Mk 1, 15). Dies ist gleichsam die Zusammenfassung
seiner Botschaft, wir brauchen immer wieder das 'Uns-Herumkehren' von unseren irdischen
täglichen Dingen zum Herrn hin und das Glauben an das Evangelium. Diese Mahnung Christi,
die uns heute in der Liturgie begegnet, ist der rechte Einstieg in die Fastenzeit.
Sich Bekehren, Umkehren heißt aus einer tiefen Sehnsucht heraus Gott neu suchen, sich
mit Christus auf den Weg machen und seinen Weisungen folgen. Diese Umkehr lässt uns
dann erkennen, dass wir uns gar nicht uns selber machen, und dass auch Selbstrealisierung
nicht unser höchstes Ziel sein kann. Wir sind von Gottes Liebe geschaffen,um uns auf
sie hin zu orientieren und ihr hinaufziehen lassen: Das ist der rechte Weg, dann verstehen
wir, dass unser Leben in der Hingabe des Sohnes Gottes am Kreuz geborgen ist und dass
wir in sie hineingehend ins wirkliche Leben hineinfinden. Einen herzlichen
Gruß richte ich an die deutschsprachigen Pilger. Gerade in der Fastenzeit offenbart
der Herr seine erbarmende Liebe. Diese Liebe wollen wir konkret werden lassen, indem
wir sie an die Mitmenschen weiterschenken. Der Heilige Geist stärke euch dabei und
begleite euch allezeit!" (rv 210207 mc)