Tschad: Hilfsorganisation, "Die Gewalt kam aus Darfur"
In Frankreich wird
zur Zeit über den Rohstoffreichtum und die wirtschaftliche Entwicklung Afrikas diskutiert.
Eines der brisantesten Themen des Kontinens wurde bei dem 24. Afrika-Frankreich-Gipfel
bisher jedoch nur am Rande behandelt: der Konflikt in der sudanesischen Krisenregion
Darfur. Zum Auftakt des Treffens in Cannes bezeichnete Gastgeber Jacques Chirac den
Konflikt in Darfur als menschliche Tragödie, die die ganze Region im Osten Afrikas
bedrohe. 2,5 Millionen Menschen aus der westsudanesischen Provinz sind auf der Flucht,
viele in die Nachbarstaaten Zentralafrikanische Republik und Tschad. In letzterem
ist die Lage zur Zeit besonders heikel. Die Gewalt aus Darfur ist auf den Tschad übergesprungen,
auch hier sind immer mehr Menschen zur Flucht gezwungen. Die Internationale Hilforganisation
Oxfam International ist seit Jahren im Sudan und den angrenzenden Staaten tätig. Pressesprecherin
Claire Rudeback bezeichnet die momentane Lage im Tschad als besonders dramatisch: "Die
Situation im Tschad ist völlig außer Kontrolle geraten. Die Zahl der Vertriebenen
hat sich in den letzten sechs Monaten vervierfacht, von ursprünglich 30.000 auf mehr
als 120.000. Diese Menschen fliehen vor den brutalen Angriffen auf ihre Dörfer. Das
Problem ist, das sich in den Lagern im östlichen Tschad schon über 230.000 Flüchtlinge
aus dem Darfur befinden, zu denen jetzt auch noch die Vertriebenen aus dem Tschad
hinzu kommen, die vor den neuen Gewaltwellen in den krisengeschüttelten Regionen ihres
Landes fliehen." Rudeback klagt besonders die Internationale Gemeinschaft an:
Sie hätte die Krise in Darfur jahrelang unterschätzt. "Einer der Gründe, warum
die Lage in Ländern wie dem Tschad oder auch dem Sudan so weit kommen konnte, ist
die Tatsache, dass die Internationale Gemeinschaft es nicht geschafft hat, die Krise
in Darfur in den letzten drei Jahren korrekt anzugehen. Ich denke, dass die Internationale
Gemeinschaft jetzt endlich handeln und erst das eigentliche Problem im ursprünglichen
Krisengebiet in den Griff bekommen muss, bevor sich die Problematik weiter auf andere
Länder ausbreitet." (rv/agenturen 16.02.2007 ms)